Bonn
State Of The Arts.
Die Verschmelzung der Künste
Bundeskunsthalle / Kunst und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland 16.06.– 16.08.2020
von Martin Seidel
Es ist schon eine Weile her, dass der Fluxus-Künstler Dick Higgins (1938 – 1998) den Nicht-nur-Bildhauer Duchamp gegen den Nur-Maler Picasso ausspielte: „Part of the reason that Duchamp’s objects are fascinating while Picasso’s voice is fading is that the Duchamp pieces are truly between media, between sculpture and something else, while a Picasso is readily classifiable as a painted ornament.“
Das von Higgins an anderer Stelle ausführlich beschriebene Phänomen des „between media“ steht erneut auf dem Prüfstand. Kunstschaffende, neun Künstlerinnen und vier Künstler, viele in Berlin lebend, sollen in der Ausstellung der Bundeskunsthalle in Bonn zeigen, dass Intermedia das Non plus ultra aktueller Kunstproduktion, zumindest aber STATE OF THE ARTS schlechthin ist. Dabei hat auch der Untertitel der von Miriam Barhoum und Johanna Adam kuratierten Schau, „Die Verschmelzung der Künste“, schon ein paar Jahre auf dem Buckel – 1987 charakterisierte so Peter Frank das Phänomen „Intermedia“.
Für die KünstlerInnen heute ist Intermedialität weder persönliche Errungenschaft noch Herausforderung noch etwas, worüber sie nachdenken müssten. Leinwände à la Picasso oder solitäre Bronzen à la Henry Moore spielen an Kunsthochschulen allenfalls noch eine historische Rolle. Die überwiegend in den 1980er und 1990er Jahren geborenen Künstler*Innen sind groß geworden mit Kunstwerken, die mehr brauchen als ein freies Stück Wand oder einen Sockel. Im Zusammenspiel der Medien und Gattungen greifen die Künste aus, bilden Raum oder sie sind Raum – wie auch immer ihre Themen und inhaltlichen Interessen…