Sheela Gowda
Teerfässer und Haare, Kuhdung und Kum-Kum
Ein Gespräch von Heinz Schütz
Die indische, 1957 in Bhadravati geborene und in Bangalore lebende Künstlerin Sheela Gowda wird seit den Neunzigerjahren mit ständig wachsendem Interesse im globalen Kunstkontext wahrgenommen. Ihre Installationen sind geprägt durch den dezidierten Umgang mit organischen und poveren Materialien und Gebrauchsgegenständen, denen im indischen Alltag funktionale, aber auch symbolische und rituelle Bedeutungen zukommen. Mit Teerfässern, Haaren, und Kum-Kum, mit Kuhdung, Gewürzmahlsteinen und Bandlis eröffnet sie ein Feld körperbezogener, sinnlicher Erfahrung. Gleichzeitig findet eine ästhetisch-künstlerische Transformation der eingesetzten Materialien statt, eine Transformation, die existentielle Fragen, poetisch-utopische und politische Dimensionen ins Spiel bringt.
Irgendwo und hier und jetzt
Heinz Schütz: Letztes Jahr zeigte der Pirelli Hangar Bicocca in Mailand auf einer Ausstellungsfläche von über 10.000 qm Ihre Ausstellung Remains. Der Münchner Kunstbau veranstaltet auf „nur“ 1.500 qm mit It.. Matters Ihre erste umfassende Einzelausstellung in Deutschland. Einige der Installationen im Hangar wurden in modifizierter Form auch im Kunstbau eingerichtet. In Kagebangara etwa unterscheiden sich die Anordnung der Fässer, Eisenbleche und Farbplanen. What Yet Remains wurde in Mailand vor allem auf dem Boden, in München überwiegend an den Wänden realisiert. Handelt es sich, trotz der Differenzen, jeweils um dieselbe Arbeit? Welche Rolle spielt der Ort bei der Realisierung Ihrer Arbeiten?
Sheela Gowda: In den Installationsansichten von Kagebangara und What Yet Remains an drei Ausstellungsorten des letzten einen Jahres – Hangar in Mailand, Bombas Gens in Valencia und Kunstbau in München – sieht man eine notwendige und bewusste Anpassung an den Raum, an seine Proportionen,…