6 — Internationalisierung des Kunstmarktes
Marc Spiegler
Die Art Basel als Weltvernetzer
Heinz-Norbert Jocks: Was bedeutet die Globalisierung der Kunstwelt für Sie? Wann setzte sie ein?
Marc Spiegler: Ich ziehe in dem Zusammenhang den Begriff der Internationalisierung dem mittlerweile eher negativ konnotierten Begriff der Globalisierung vor. Dieser gewaltige Wandel setzte in den 90er Jahren ein. Meines Erachtens war es kein bestimmter Moment, der den Beginn der Internationalisierung markierte, sondern die Kombination mehrerer Faktoren. Nicht zuletzt die günstigeren Möglichkeiten des Reisens. Dann das Internet, das den direkten Zugriff auf Informationen erlaubt. Zuletzt, und wahrscheinlich den größten Einfluss übte die Zunahme an Kunstmessen und Biennalen aus. Ich, für meinen Teil, bin seit den späten 80ern in der Kunstwelt tätig. Schon damals zeichnete sich die Tendenz ab, sich anderen Kulturräumen zu öffnen. Entscheidend war auch die Offenheit der Sammler, die einen wesentlichen Beitrag zu dieser Entwicklung leisteten. Historisch betrachtet, waren diese bis dahin meist auf ihren jeweiligen lokalen Kunstmarkt fokussiert, das lockerte sich allmählich.
Welche Ausstellung läutete den Wendepunkt ein?
Das hängt vom Blickpunkt ab. Natürlich war die Ausstellung „Magiciens de la Terre“ wichtig, ebenso die von Harald Szeemann kuratierte Biennale in Venedig, die später als die „Chinesische Biennale“ bezeichnet wurde. Wenn wir von der Geschichte der Internationalisierung der Kunstwelt sprechen, geht es nicht um Europa oder Amerika, denn beide Kontinente sind seit jeher eng miteinander verbunden, vielmehr um Lateinamerika und Asien. Heute richtet sich der Fokus zusätzlich auch auf den Nahen Osten und Afrika. Um sich ein besseres Bild von diesem Wandel zu…