Hannover
Katinka Bock
Rauschen
Kestner Gesellschaft 06.03.– 23.08.2020
von Michael Stoeber
An Auguste Rodin (1840 – 1917), Wegbereiter der modernen Skulptur und Plastik, interessiert die in Paris lebende Künstlerin Katinka Bock, geboren 1976 in Frankfurt am Main, dass er die Figur vom Sockel geholt hat. Auf den Boden angekommen wie in „Die Bürger von Calais“, begegnet sie dem Betrachter auf Augenhöhe und damit stärker als Gegenstand seiner Reflexion denn seiner Verehrung. Sinnsuche – und zwar auf Seiten der Kunstproduzentin wie der Rezipierenden – wird auch in Bocks eigenen skulpturalen Werken und Installationen großgeschrieben, die, ebenso gegenständlich wie abstrakt, häufig Metonymien bilden und in überzeugender Weise mit dem Raum interagieren, in dem sie präsentiert werden.
Das zeigt sich sehr eindrucksvoll in der hannoverschen kestnergesellschaft, wo die Inhaberin des Dorothea-von-Stetten-Kunstpreises aktuell, neben rund einem Dutzend weiterer Werke, im Obergeschoss des Hauses eine monumentale Skulptur zeigt, die eng mit der Geschichte des benachbarten, 1927 / 28 von Fritz Höger für den Madsack-Verlag im Stil des norddeutschen Backsteinexpressionismus gebauten Anzeiger-Hochhauses verbunden ist. Genauer, mit seinem berühmten Kuppeldach aus grün patinierten Kupferplatten. Als das Gebäude renoviert wurde, fanden die alten Kupferplatten, die man dabei abtrug, durch die Initiative von Christina Vegh, der vormaligen Direktorin des Kunstinstituts, ihren Weg zu Katinka Bock.
Die war begeistert von dem Geschenk. Als sie die Platten in der alten Rotationshalle des Verlags vor sich liegen sah, dachte sie im Geiste nicht nur an Meer und Wellen, sondern ebenso an Druckmaschinen und Zeitungen. Es scheint, als seien die widersprüchlichen Empfindungen der Künstlerin in den Titel ihrer…