2 — Geburt der Globalisierung der Kunstwelt
Hans Ulrich Obrist
Die Gefahr der Monotonisierung
Hans Ulrich Obrist, 1968 im schweizerischen Weinfelden geboren, seit 2006 Co-Direktor der Londoner Serpentine Gallery, ist einer der Einflussreichsten in der Kunstwelt. Umtriebig, beinah überall auf der Welt gleichzeitig präsent und ein Meister des globalen Vernetzens, dessen immer wieder aus ihm herausplatzendes „Do you know each other?“ zeigt, worum es ihm geht. Um das Zusammenbringen von Menschen, bei dem Funken schlagen, die auf andere übergehen. Die Macht, die er innehat, fußt auf seinem internationalen Netzwerk. Was natürlich einschließt, dass er überall da anzutreffen ist, wo gerade ein Top-Event stattfindet. Dieses Reisepensum, das er sich wie kein anderer, angeblich mit wenig Schlaf, über Jahre abverlangt hat, will er wegen der Klimakrise drastisch reduzieren. In „The Art Newspaper“ schrieb er am 3. Februar dieses Jahres: „Künstler haben mir die Welt geöffnet, und ich habe den Globus umrundet und Verbindungen zwischen ihnen hergestellt. Dies ist zu einer wesentlichen Funktion des zeitgenössischen Kurators geworden. Ich bin mir sehr wohl dessen bewusst, welche Rolle mein Werdegang dabei gespielt hat und dass der Umfang der Reisen nicht tragbar ist.“ Deshalb möchte er andere „Methoden des Austauschs“ unterstützen, „die für das Wohlergehen des Planeten tragfähiger sind.“ Er sehnt sich nach der Zeit zurück, da er vor allem mit Nachtzügen gereist ist, die „leider“, wie er beklagt, „abgeschafft“ wurden. Denn: „Diese langsamere Art zu reisen ist nicht nur besser für das Klima, sondern auch für uns Menschen.“ Daraus zieht er die Konsequenz, „nicht mehr dreimal…