Berlin
John Heartfield
Fotografie plus Dynamit
Akademie der Künste Berlin, Pariser Platz 02.06.– 23.08.2020
von Matthias Reichelt
Die Eröffnung der Ausstellung hätte eigentlich am 12. März 2020 stattfinden sollen, doch verzichtete die Akademie der Künste Berlin aufgrund der Covid19-Pandemie auf eine Vernissage. Nach kurzer Zeit wurde die Ausstellung komplett geschlossen und öffnete erst Anfang Juni wieder.
Auch wenn die Online-Präsentation des Heartfield-Archivs mit mehreren tausend Exponaten eine grandiose Quelle für die Forschung ist, und auch die virtuelle Animation der aktuellen Ausstellung liebevoll mit Ton- und Bilddokumenten aufgemacht wurde, ein Ersatz für die Inaugenscheinnahme der analogen Werke sind beides nicht.
Die Vorstufen der Collagen, die Wahl der Bildelemente, die Inszenierungen sowie die haptischen Spuren auf den Originalen in der Ausstellung sehen zu können, ist höchst eindrucksvoll.
Im ersten Raum am Pariser Platz werden die Besucher von Marcel Odenbachs wunderbarer Mediencollage in Bann gezogen. Mehrere Projektionen stimmen mit Filmausschnitten, Fotografie und Ton auf den Heartfield’schen Kosmos aus Krieg, Dada, Faschismus und Postfaschismus ein. Der wummerndbedrohliche Sound kündigt zu den Filmausschnitten mit Massendemonstrationen, auf Kommunisten einprügelnden Polizisten und Nazi-Aufmärschen den verheerenden Niedergang der Weimarer Republik und den Aufstieg des Faschismus an. Und dann lässt Odenbach Charly Chaplin als Hitler sein tänzerisches Spiel mit der Welt aufführen. Alles Weitere bleibt der Imagination der Besucher und deren Bildreservoir überlassen.
Neben weiteren faszinierenden Bild-Ton-Konserven zeigt die Ausstellung an diversen Beispielen den Prozess des Montierens, die ausgeschnittenen Bildelemente sowie die kleinen bühnenähnlichen Modelle, so dass sich die Entwicklung der berühmten Montagen plastisch und anschaulich nachvollziehen lässt. Manchmal war auch der körperliche Einsatz von John…