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Essay · von Larissa Kikol · S. 224 - 237
Essay ,

Playful Destruction – Genuss als Botschaft

von Larissa Kikol

Messer und Hydraulik-Pressen

Er bindet sich auf jede Schulter ein Messer. Beide stehen gerade nach oben ab. Auf seinem Kopf sind zwei Luftballons befestigt. Jan Hakon Erichsen zieht die rechte Schulter hoch. Das Messer trifft den Ballon. Er platzt. Dann hebt Erichsen die linke Schulter. Das Messer verfehlt den zweiten Ballon. Beim erneuten Schulterzucken platzt auch er. Erichsen hat gewonnen. Ein anderes Video zeigt einen wackeligen Rahmen aus Holzlatten. Darin sind Ballons und Messer befestigt. Als er den Rahmen loslässt, fällt er zur Seite und wie ein Pappmodell zusammen. Die Ballons gehen kaputt. Der norwegische Künstler Erichson nennt sich ‚balloon destroyer‘. Jeden Tag postet er ein kurzes Video aus seinem Atelier. Meistens zerfetzen Ballons, manchmal zerbrechen ungekochte Spaghetti, an anderen Tagen rollt er Folie oder Bänder auf umständliche Art mit seinem ganzen Körper aus. Seinen Destruction-Happenings in Do-it-yourself-Manier folgen über 740.000 Menschen. Jan Hakon Erichsen transformiert keine politischen Botschaften. Seine Ballons symbolisieren nichts. Seine Performances stellen keinen gesellschaftlichen Protest dar. Ist er aus der Zeit gefallen? Oder zeigt sich hier die Existenz eines neuen Dada in ästhetischer Reinform?

Einer spielerischen Zerstörung, um der Zerstörung bzw. der Gestaltung willen, gehen auch Künstler wie Jeppe Hein und Reija Meriläinen nach.

Hein setzte seine Zerstörungskugel 360° Presence das erste Mal im Jahre 2002 in der Johann König Galerie ein. Durch einen Bewegungsmelder im Raum rollte die Kugel los, wenn Besucher durch die Ausstellung schritten. So beschädigte sie Steckdosen und Galeriewände. Ein feindseliges Objekt, das in Wirklichkeit ästhetisch produzierte. Die…

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