London
Anne Imhof
Avatar II
Sprüth Magers 23.09.– 23.12.2022
von Edgar Schmitz
In ihrer Ausstellung bei Sprüth Magers, die sich über sämtliche Etagen des imposanten Townhouses erstreckt, inszeniert Anne Imhof ausgebrannte Pathosformeln nach dem Ende der Endzeit. Die Malereien, skulpturalen Installationen sowie die Zeichnungen und vor allem der Film, lassen sich in ihrer dystopischen Formensprache irgendwo zwischen Matthew Barney und den Hunger Games ansiedeln, doch die Gesamtanlage ist auf eine Art und Weise brutal unterkühlt, die wirklich nur noch beeindrucken kann.
Das gerade noch so pulsierende Herzstück der Ausstellung, ist der Film im Souterrain, der Eliza Douglas isoliert in einer nächtlich-verschneiten Landschaft vorführt und der sich im Ausstellungsraum in ein mit Betonblöcken versperrtes Sofa verlängert, das den idealen Blickwinkel sowohl vorgibt als auch verweigert. Ob der grenzenlose nächtliche Raum des Films eine Bühne zeigt, oder vielleicht doch eine digital simulierte Landschaft, ist letztlich belanglos; beides sind Kunsträume, auf denen Körper zugerichtet und vorgeführt werden. Der Ton ist dabei sowohl im Film als auch in der Lautsprecherarchitektur so großartig überblasen, dass gerade auch minimale Klänge zentrale Schockwirkung entfalten können. Douglas hockt auf einer Bank, während sich der Plastikschnee auf ihrem entblößten Oberkörper ansammelt, und zeichnet mit ihren Händen Bewegungen nach, die ganz zögerlich an Flugversuche gemahnen und sich dann über opulente Toneffekte plötzlich in den Ton eines geöffneten Flügels erweitern.
Der Tänzerkörper ist dabei sowohl Medium als auch Objekt, und das Ganze ist natürlich ebenso ein Solo wie auch eine Huldigung, vielleicht sollte man es einfach ein Porträt nennen. Die Frage ist, worauf sich der Blick…