Catherine Wood
Der performative Turn der Tate Modern
Ein Gespräch mit der Performance-Kuratorin der Londener Galerie für internationale, moderne und zeitgenössische Kunst
von Heinz Schütz
„Ich werde generell von Museen abgeschreckt. Sie stinken nach einem heiligen Tod, der meinen Realitätssinn beleidigt.“ So äußerte sich Allan Kaprow, der Erfinder des Happenings, 1967 im Katalog zu seiner Ausstellung im Pasadena Art Museum. Die kritische Distanz zum Museum, die Kaprow nicht davon abhielt, mit der Institution zu kooperieren, findet ein Äquivalent in der Einstellung der Museen. Ihr Umgang mit performativer Kunst gestaltet sich lange Zeit schwierig bis ablehnend. Nicht zuletzt stellt sich für Museen die komplexe und grundsätzliche Frage, wie ein Ereignis gesammelt und ausgestellt werden kann.
Nachdem sie performative Kunst weitestgehend ignoriert hatte, veranstaltete die Tate Gallery in den Siebziger- und mehr noch in den Achtzigerjahren im Rahmen ihrer Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Kunstformen eine ganze Reihe von Performances und Kunstaktionen, Aktivitäten, die dann in den Neunzigerjahren versiegten. Um der Performancegeschichte im Rahmen der Sammlung gerecht zu werden, traf sich im September 1989 erstmals das „Performance Sub-Committe“, um über die Präsentation und den Ankauf von Performances zu diskutieren. Dann, ab 2002, nach der Eröffnung der Tate Modern, setzt ein regelrechter Performanceboom ein: alljährliche wiederkehrende Performancewochen, Performances in der Turbine Hall und dann auch in den Tanks, interventionistische Performances in den Räumen der Sammlung, Performances innerhalb und außerhalb des Gebäudes, Performances mit dem und für das Publikum, Performances als Dokumentation und Wiederholung und nicht zuletzt live online im eigens dafür eingerichteten Performance Room. Bereits rein statistisch…