Laure Prouvost
Ein Flüstern für den Tintenfisch
von Anneli Botz
Die Künstlerin Laure Prouvost hat ein anstrengendes Jahr hinter sich. Zum Frühjahr 2019 bespielte sie den französischen Pavillon auf der Venedig Biennale und drehte im Vorfeld hierzu einen Film. Eine magische Odyssee, in der sich eine bunt gemischte Reisegruppe auf den Weg nach Venedig begibt, um herauszufinden, was es damit auf sich hat, einen Pavillon auf der Biennale zu bespielen. In Venedig präsentierten sich Ausstellung und Film dann mit surrealistischen Zügen. Hier gab es Tintenfische, tote Fische, Vögel, Magie, Pferde und einen exotischen Palast. Wie so oft in der fantasievollen Kunst der Französin, die 1978 in der Nähe von Lille geboren wurde, stand auch in Venedig der Anspruch im Vordergrund, die gewohnten Betrachter-Perspektiven auf den Kopf zu stellen. Prouvost, die am Central Saint Martins College und am Goldsmiths College in London studierte, liebt es, das Realitätsverständnis des Publikums zu expandieren. Oft bilden fiktive Geschichten die Grundlage ihrer Kunst. Für ihre Arbeit wurde sie bereits 2003 mit dem renommierten Turner Prize ausgezeichnet. Die Jury würdigte Prouvosts Film „Wanttee“, bei dem es um eine fiktive Teezeremonie zwischen dem Großvater der Künstlerin und dem deutschen Dadaisten Kurt Schwitters ging, als „herausragend und bewegend“. Auch in Venedig standen sich Fiktion und Realität mal wieder nahe. Gezielt machte sich Prouvost daran, das Verhältnis von Bild, Sprache und Betrachter dezidiert zu zerlegen und neu zu einem narrativen Konstrukt der surrealistischen Biennale-Odyssee zusammenzufügen. Und auch einen politischen Kommentar hielt ihr Beitrag für das Publikum bereit: unter dem Pavillon…