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Titel: IV. Institution: Archiv – Museum – Internet · von Pascale Grau · S. 144 - 149
Titel: IV. Institution: Archiv – Museum – Internet ,

Performancekunst im archiv performativ

von Pascale Grau

Die Performancekunst ist eine sich ständig verändernde, lebendige Kunstform, die heute von einigen eher als Methode denn als Gattung betrachtet wird. Die Überlieferung von Performancekunst ist mit dem Flüchtigen und Dynamischen als Herausforderung konfrontiert und die nach einer Performance übrigbleibenden oder in ihr entstehenden Artefakte tun sich schwer „gleichberechtig“, wie andere künstlerische Artefakte, Einzug in museale Sammlungen oder Archive zu finden.

1. THEORIE: ZUM STAND DER DEBATTE

Die Debatte ob, wie und über welche Dokumente die Performancekunst tradiert werden soll, hat sich in den 1990er Jahren von der ontologischen Dimension der Ereignisrekonstruktion in eine phänomenologische Dimension der Wahrnehmung verlagert.

Entgegen dem Postulat von Peggy Phelan zeichnet sich die Performancekunst nicht mehr dadurch aus, dass sie verschwindet, sondern dadurch, was durch sie und ihre Dokumente erscheint.1Barbara Clausen stellt deshalb fest: „Der Umgang mit Performancekunst fängt nicht mit dem authentischen Erleben an und endet sogleich auch wieder, sondern ist entgegen seiner ontologischen Ursprungsmythen als fortlaufender Prozess eines Wechselverhältnisses zwischen Ereignis, Medialisierung und Rezeption zu verstehen.“2 In den Neunzigerjahren postulierte die Performancetheoretikerin Amelia Jones, dass das Performance ereignis die Fotografie benötigt, um das Ereignis überhaupt zu statuieren. Erst durch ihre Dokumente werde die Performance zu einem Werk, wobei hier offensichtlich das amerikanische Copyrightgesetz mitschwingt, welches ein Werk erst dann als Werk anerkennt, wenn eine „Kopie“ oder eine andere Form seiner Repräsentation vorhanden ist.3

In gewisser Weise vergleichbar, aber mit einem anderen Akzent betont die amerikanische Theoretikerin Rebecca Schneider den Zusammenhang zwischen dem Livemoment und seinen medialen „Relikten“. Dabei kann nach ihrer Auffassung…

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