Berlin
Durch Mauern gehen
Gropius Bau 12.09.2019 – 19.01.2020
von Ronald Berg
Es ist ein suggestives Bild, das Michael Kvium da gemalt hat. Auf siebeneinhalb Metern Breite ist ein spärlich bevölkerter Badestrand zu sehen. Badetücher, Sonnenschirm und Klappliege erzeugen Urlaubsatmosphäre. Der Blick geht aufs Meer. Von dort kommt ein voll besetztes Schlauchboot auf die drei Badeurlauber am Strand zu. Einer der mit orangefarbenen Rettungswesten angetanen Insassen des Bootes ist im Wasser bereits fast am Strand angelangt und macht sich mit erhobenem Arm bemerkbar. Die Badegäste des Strandes aber betrachten die Ankommenden mit völliger Passivität. Man kann Kviums „Beach of Plenty“ von 2017 als „Weltlandschaft“ lesen, wie es die Texttafel zum Bild in der Ausstellung „Durch Mauern gehen“ vorgibt. Dann würde das von einem Pressefoto inspirierte Gemälde eine Aussage zum Zustand der Welt und ihrer gespaltenen Einwohnerschaft machen.
Nur, was hat das alles mit jenen Mauern zu tun, die im Titel der Ausstellung benannt werden, in die das Bild gehört? Und in welcher Beziehung steht das Bild zum Anlass dieser Ausstellung, dem 30. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer? Nun, den beiden jungen Kuratoren Sam Bardaouil und Till Fellrath geht es in ihrer Schau um jene unsichtbaren Mauern, die durch gesellschaftliche Machtverhältnisse aufgerichtet und zementiert werden. „Die Berliner Mauer soll zum einem „Ansatzpunkt für die kritische Reflexion der emotionalen, psychologischen und physischen Auswirkungen von realen und metaphorischen Spaltungen“ werden. Ferner sind Thema die „Anstrengungen, die für Überwindung“ solch sozialer Segregation „nötig sind“.
Sicher kann man die Welt als gespalten wahrnehmen. Doch genau die eingestandene Absicht…