Mathieu Copeland
Ausstellungs-Choreographie: Anti-Körper im Körper der Institution
Eine Ausstellung und ein Manifest
Radikale Gesten avantgardistischer Kunst zielten im 20. Jahrhundert darauf, den simplen Objektcharakter der Kunst durch Einsicht in übergeordnete Zusammenhänge zu transzendieren. Dazu gehören Gesten der Verweigerung, die in die Ausstellung der Leere münden, dazu gehören institutionskritische Attacken, wenn Ausstellungen von Künstler *innen im Verlauf einer Kunstaktion geschlossen und versiegelt werden. Mit Ausstellungen wie „Voids, eine Retrospektive“ oder „Eine Retrospektive geschlossener Ausstellungen“ verbunden mit der umfangreichen Dokumentation „The Antimuseum“ greift Mathieu Copeland in seiner kuratorischen Arbeit derartige finale Setzungen auf. Mit „Die Ausstellung eines Films“, „Ausstellung eines Traums“, „Ein gesprochene Ausstellung“ oder „Eine choreografierte Ausstellung“ bewegt er sich auf einem Terrain, das gewöhnlich als nicht ausstellbar erscheint und, das die konventionellen, erstarrten Ausstellungspattern aufbricht, verflüssigt und neu definiert. Mathieu Copeland: „ Eine Ausstellung zu planen und umzusetzen bedeutet, eine Zwischen-Form zu modulieren: die Zwischen-Form zwischen Gemälden, zwischen einem Gemälde und einer Skulptur oder zwischen Objekten …“ Das Zwischen kann die Leere, das Erinnerte, das Unsichtbare, das Vor stellbare, das Denkbare, das Regulativ sein und nicht zuletzt die Choreografie, die die Anwesenden in Bewegung setzt.
Mathieu Copeland wurde 1977 geboren und lebt in London, er arbeitet als Kurator, Autor, Herausgeber und unterrichtet zurzeit an der HdK Zürich.
1 EINE CHOREOGRAPHIERTE AUSSTELLUNG
„Eine choreographierte Ausstellung“ ist eine Ausstellung, die ausschließlich aus Bewegungen besteht. Ständig während der Öffnungszeiten eignen sich drei Tänzer *innen die Räume der Ausstellungsinstitution an und setzen dabei eine Choreographie aus Gesten, Figuren und „displacement“ / Bewegungen um. Dabei richten sie sich nach…