Leandro Erlich
Die Fackel der Erfahrung – Über das Wunderland von Leandro Erlich
von Heinz-Norbert Jocks
Wie kommt es, dass der 1973 in Buenos Aires geborene Leandro Erlich in Deutschland nur Insidern ein Begriff ist? Dabei gehört er zur ersten Klasse international anerkannter Künstler, deren Werke in den Sammlungen großer Museen ebenso zu finden sind wie in den Privathäusern von Sammlern. Dass vor allem im asiatischen Raum die Besucher zu Hundert tausenden in seine Ausstellungen strömen – wie zuletzt im MORI Art Museum (Tokio), im HOW Art Museum (Shanghai) und CAFA Museum (Beijing) – hat zum einen damit zu tun, dass seine Installationen an Alltagserfahrungen anknüpfende, interaktive Erlebniszonen sind. Aber auch damit, dass hier kein Wissen um Kunstgeschichte vorausgesetzt wird. Seine Karriere begann der Argentinier als 18jähriger mit einer Ausstellung im Recoleta Cultural Center (Buenos Aires). 1989 nahm er am Core Program, einer Künstlerresidenz in Houston teil. Im Jahre 2001 vertrat er Argentinien auf der 49. Biennale Venedig mit seiner Installation „Swimming Pool“. Was fasziniert an seiner Kunst so, dass ihm Paris, New York, Sydney und Tokio zu Füßen liegen?
Es heißt, in der Kunst sei alles möglich. Wer aber würde vermuten, dass sogar ein ganz gewöhnlicher Frisiersalon potentiell das Zeug dazu hat, zu einem Kunstwerk zu werden, das Verwirrung stiftet? Erlich, der nach Jahren im Ausland wieder in Buenos Aires lebt, greift mit Vorliebe das Ungeschichtliche unserer Zeit auf. Er geht von der Aktualität der alltäglichen Wirklichkeit, beispielsweise von Räumen aus, denen wir keine große Bedeutung beimessen. So ließ er einen Frisiersalon…