München
Diamond Stingily
Wall Sits
Kunstverein München 21.09. – 17.11.2019
von Cornelia Gockel
Der Kunstverein München hat mit Maurin Dietrich eine neue Direktorin gefunden, die sich wieder auf das Format der klassischen kuratierten Einzelund Gruppenausstellungen besinnt. Das tut der Institution gut, die sich unter ihrem alten Direktor Chris Fitzpatrick in einer Diversität verlor, der das Publikum nur schwer folgen konnte. Dietrich, die vorher in Berlin am KW Institute for Contemporary Art arbeitete und mit FRAGILE einen eigenen Ausstellungsraum gründete, möchte aber nicht nur mit präzise kuratierten Ausstellungen und neuen spannenden künstlerischen Positionen überzeugen, sondern auch ein neues Publikum für die Kunst begeistern. Den Kunstverein München, der 2023 sein 200-jähriges Jubiläum feiert, möchte sie auch für andere Formen der Narration öffnen. Ein erster Schritt ist hier die Umwandlung des Filmraums in ein Archiv, das zur Auseinandersetzung mit der Geschichte der Institution einladen und ein Ort für den Diskurs werden soll.
Passend dazu ist die Auftaktausstellung mit der jungen amerikanischen Künstlerin und Lyrikerin Diamond Stingily, die Dietrich zuerst als Autorin bekannt war. Stingily setzt sich in ihrem Werk kritisch mit der Ungleichheit in den Verhältnissen von Ethnizität, Klasse und Geschlecht vor dem Hintergrund ihrer eigenen Biografie auseinander. Die Ausstellung „Wall Sits“, die verschiedene Werkgruppen und Neuproduktionen umfasst, ist ihre erste institutionelle Einzelausstellung in Europa und in der Auseinandersetzung mit der Architektur des Kunstvereins entstanden.
Auffallend ist hier das Motiv der Vergitterung oder Barriere, das sowohl in der Installation als auch in den Arbeiten selbst auftaucht und trotz der minimalistisch anmutenden Präsentation ein Gefühl der Beklemmung auslöst. Alle…