Köln
Es war einmal in Amerika
300 Jahre US-Amerikanische Kunst
Wallraf-Richartz-Museum und Fondation Corboud 23.11.2018 – 24.03.2019
von Jürgen Raap
„Es war einmal in Amerika“ – der Titel dieser Ausstellung ist einem Film von Sergio Leone entlehnt. Als Begründer des „Italo-Western“ ließ der Regisseur Leone in den 1960er Jahren seinen Hauptdarsteller Clint Eastwood unrasiert durch karg bewachsene Sierras galoppieren und in „Once upon a time in the west“ (deutscher Titel „Spiel mir das Lied vom Tod“, 1968) zerlumpte Strauchdiebe in verdreckten Bretterbudenstädten auftreten.
Zeitgenössische Filmkritiker beurteilten derlei Optik als eine glaubwürdigere Inszenierung der amerikanischen Pionierzeit gegenüber den Hollywood-Parabeln über den Western-Mythos, in denen etwa der US-Schauspieler John Wayne nach zweiwöchigem Ritt durch die Wüste von Nevada stets glattrasiert und in penibel sauberer Kleidung sein Ziel erreichte.
Ähnlich beschönigend wie manche solcher Kino-Klischees ist Eastman Johnsons idyllisierendes Genrebild von einem afro-amerikanischen Banjospieler, gemalt 1859 ein Jahr vor Ausbruch des Bürgerkriegs und für ein weißes Sammlerpublikum gedacht, das nichts von den damals politisch hochexplosiven Konflikten um die Abschaffung der Sklaverei wissen wollte.
Die Ausstellung spannt einen Bogen über rund 300 Jahre US-Kunstgeschichte zwischen 1650 und 1950. Die Künstlergeneration der frühen Kolonialzeit bestand durchweg aus Einwanderern, die sich wie der gebürtige Schotte John Smibert (1668 – 1751) noch sehr stark an Motiven der europäischen Antike orientierten. Das Bild „Die Enthaltsamkeit des Scipio“ malte Smibert 1719 / 22 noch in London, bevor er 1728 in die USA auswanderte und dort eine Kunsthandlung eröffnete, in der er seine Kopien von Bildern alter europäischer Meister anbot. Der 1711 in die USA emigrierte…