Erlangen
Julius von Bismarck und Julian Charrière
I’m Afraid I must Ask You to Leave
Kunstpalais Erlangen 02.12.2018 – 24.02.2019
von Martin Blättner
Ein starkes Foto dokumentiert eine paradoxe Sisyphusarbeit. Der Künstler Julian Charrière oben auf einem Eisblock mitten im Meer der Arktis. Mit einer Lötlampe versucht er, den 30.000 Jahre alten Eisberg abzuschmelzen. Ein offensichtlich vergeblicher Aufwand und ein Sinnbild für das Scheitern. Mit seinem Projekt „The Blue Fossil Entropic Stories“ (2013) lenkt Charrière den Blick auf eine globale Besorgnis, bei dem das Eingreifen des Menschen wahrscheinlich längst Tatsachen geschaffen hat (siehe auch Kunstforum Band 258: „Natur in der Kunst nach dem Ende der Natur“, Seite 97). Das Eis an den Polkappen schmilzt offenbar zunehmend – auch wenn es noch immer Stimmen gibt, die nicht den Menschen dafür verantwortlich machen wollen. Ebenso drastisch das Bild von Julius von Bismarck, der mit einer langen Peitsche auf die Wellen des Atlantiks eindrischt, um die Natur sinnbildlich zu „bestrafen“. Das Absurde liegt auf der Hand. Die Natur hat ihre eigenen Gesetze, der Mensch versucht vergeblich, sie zu beherrschen. Wie in der Romantik wirkt der Mensch winzig in der übermächtigen Natur, was jedoch über die verheerenden Eingriffe des Menschen hinwegtäuscht, mit denen die Menschheit den Planeten bereits geschunden hat. Da haben sich zwei Künstler gefunden – beide ehemalige Studenten von Olafur Eliasson – die es nicht mehr in ihrem gemeinsamen Atelier in Berlin ausgehalten haben, sondern Erkundungen einholen, wie es mit dem Planeten bestellt ist. Ihre scheinbar wissenschaftlichen, bisweilen auch riskanten, Expeditionen und Forschungsreisen mit Experimenten…
