Tim Beeby
„Unsigned ist kein Manifest oder gar Geschäftsmodell, es darf unlogisch oder widersprüchlich sein”
Ein Streitgespräch mit Wolfgang Ullrich
Macht erst eine Signatur ein Werk zu Kunst? Die Singener Galerie Vayhinger und der Künstler Tim Beeby haben in Berlin, Wien und Köln ein Experiment gewagt. „Unsigned Untitled Undated“ (ohne Signatur, ohne Titel, ohne Datum) funktioniert, wie Helena Vayhinger erklärt, ganz einfach: „Unsigned ist das Angebot an Besucher der Ausstellung, ein unsigniertes Werk aus Tim Beebys Serie ‚Inks‘ kostenlos mitzunehmen.“ Interessenten könnten die Leinwand signieren und datieren lassen, um sie dann zu erwerben – ab 1.400 Euro aufwärts. Alle signierten Bilder werden dokumentiert und in Beebys Werkverzeichnis eingetragen. Unsignierte Werke werden nicht erfasst. Hierher passt gut die Redensart „Der Laie staunt, und der Fachmann wundert sich“. Der Leipziger Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich verwickelt den in Essen lebenden Künstler Tim Beeby in ein Streitgespräch, das zwischen Staunen und Zweifeln pendelt, dabei hartnäckig nachhakt, etwa wenn gefragt wird: „Legen Sie es damit nicht von vornherein darauf an, dass bei demjenigen, der eine Tafel nur mitnimmt, ein Gefühl von Defizienz entsteht? Dass man das ‚Umsonst‘ als Sparvariante empfinden muss, die im Vergleich mit einem offiziellen Kunstkauf immer unterlegen ist? Dass der Sparer also auch nicht dasselbe ästhetische Erlebnis haben kann wie der Sammler?“ Der per Email geführte Dialog endet überraschenderweise mit einer Frage vonseiten des Künstlers: „Was wäre, wenn …?“
VOM PRAKTISCHEN ZUM KONZEPTIONELLEN
Wolfgang Ullrich: Herr Beeby, Ihr Projekt „Unsigned Untitled Undated“ ist regelrecht eine Versuchsanordnung. Sie testen das Kunstpublikum und seine Reaktionen auf ein…