Bergisch-Gladbach
Tina Haase
unbedingt
Kunstmuseum Villa Zanders 27.01.2019 – 05.05.2019
von Reinhard Ermen
Nichts bleibt, wie es gewesen ist. Eingeübte Funktionen werden mutwillig ignoriert, allenfalls die Reste der alten Dienstbarkeiten deuten die neue Richtung an. Tina Haase (* 1957 Köln) lässt die Dinge frei, um sie auf ihre Art wieder einzufangen. Aus Fundstücken, of genug billigen Serienartikeln, die sich in einem kollektiven Auftritt versammeln, generiert sie ihre Artefakte; häufig in fröhlich bunten patchworkartigen Verbindungen, aber auch ein edles Grau in Grau kann sein. Heftstreifen, Klarsichthüllen oder Ablagewannen aus dem tagtäglichen Büroalltag, ein fast vollständiger Einladungskarten-Fehldruck der Galerie Ulrich Müller, werden zum Material der Bildhauerin. Die Eckschoner, mit denen normalerweise Bilderrahmen gesichert werden, ergeben eine hochexpressiv wirbelnde Skulptur, auf ähnlich ausdrucksstarke Art und Weise lässt sie Puzzleteile kreisen („ Stratigraphien“), das Landschaftspanorama von Worpswede, wo sie schon 2-mal als Stipendiatin geweilt hat, ‚malt‘, modelliert, bzw. stapelt sie mit farbigen Servietten aus Zellulose. Das Stichwort Heiterkeit drängt sich schnell auf, in der aktuellen Kunstszene passiert das selten. Heiterkeit darf hier freilich nicht mit Harmlosigkeit gleichgesetzt werden, Haase praktiziert lebensverlängernde Maßnahmen für Wegwerfartikel, etwas pathetisch ausgedrückt: Das sind Erlösungsstrategien aus der Vorläufigkeit! Die Bildhauerin verfügt über den absoluten Blick auf ihre vorfertigen Materialien. Das ist wohl auch mit dem Ausstellungs-Titel „unbedingt“ gemeint, der die Dinge ihrer Arbeit in einem Wortspiel mitnimmt und in eine kunstspezifische Uneingeschränktheit überführt.
Schon 1995 war Tina Haase, die längst zu den Renommierten Ihrer Zunft gehört, in der Villa Zanders. Ihr „Salonstück 3“ verblüffte seinerzeit, der Ausstellungsprospekt zu ihrem aktuellen Auftritt, spricht von…