Anna Borgman & Candy Lenk
Hybride Atmosphären der Irritation
von Paolo Bianchi
Das Künstlerpaar Anna Borgman und Candy Lenk hat seinen Lebensmittelpunkt in Berlin. Aus Atelier und White Cube sind sie mit ihren Kunstproduktionen im Stadtraum präsent. Ihre raumbildenden Installationen – als dauerhafte „Kunst-und-Bau“-Projekte wie auch als temporäre Kunst im öffentlichen Raum – fügen dem jeweiligen Ort nicht nur das Momentum der Kunst hinzu, sondern ergänzen ihn um ein Drittes. Es handelt sich dabei um hybride Atmosphären des Sichtbaren, des Zeig- und Machbaren – und vor allem um existentielle Stimmungen der Irritation. Ihre Interventionen sind gekennzeichnet von dem Effekt, die Spur für noch unbestimmbare ästhetische Erfahrungen zu legen. Sie wirken als „Stein des Anstoßes“, als etwas, das sich dem Vorverständnis von Kunst nicht anbietet, sondern sich dazu widerständig verhält. Ihre künstlerische Strategie der Irritation als Grenzerfahrung verhilft den Betrachtern dazu, eine erhöhte Irritationsfähigkeit als Kompetenz gelungener Kunsterfahrung zu empfinden.
Borgman & Lenk erzeugen mit ihrer Kunst in der Öffentlichkeit eine produktive Irritation
ARCHITEKTUR-SKULPTURALE ERLEBNISINSELN
Irritationen sind explizit ein charakteristischer Gestus künstlerischer Strategien. Darin manifestiert sich eine klare Abweichung von dem, was der Kunst als solche bislang zugeschrieben war. Bei Borgman & Lenk bedeutet die Irritation jedoch nicht nur eine Brechung in der Wahrnehmung. Die Steine des Anstoßes, die Quellen der Irritation finden sich bei ihren Kunstwerken in einem dreifachen Vermögen: in den Resonanzen zwischen Räumen, in den Verknüpfungen von Phänomenen und in den variantenreichen Formen der Grenzüberschreitung. Im Gegensatz zur Avantgardekunst, die bewusst den Eindruck des Anstoßerregenden sucht, nutzt das Künstlerpaar die Irritation zwar auch…