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Ausstellungen: Mönchengladbach · von Annelie Pohlen · S. 308 - 309
Ausstellungen: Mönchengladbach , 2009

Annelie Pohlen
Gregor Schneider : END

Museum Abteiberg, Mönchengladbach, 8.11.2008 – Sommer 2009

Die Botschaft klingt eindeutig: END. Der Titel der monumentalen Installation am Museum Abteiberg ist so offensiv in Großbuchstaben gesetzt, als gelte es diese Botschaft in ‚Stein zu hauen’. Dreh- und Angelpunkt ist das „haus u r“. Dessen Titel steht ebenso eindeutig für eine Immobilie an u = Unterheidener Straße in r = Rheydt. Gregor Schneider hat sich 1985 im einstigen Wohnhaus seiner Eltern eingerichtet, um das zu tun, was Bildhauer eben tun: formen, umformen, Schicht um Schicht neben-, über- und untereinander, schneiden, durchbrechen, verbinden, kurzum Innen und Außen von Raumkörpern in Beziehung zueinander zu setzen, zu reflektieren, zu spiegeln, zu wiederholen oder einfach zu doppeln und so fort. Das Haus als Lebens- und Werkraum macht ihn unabhängig. Am äußeren Erscheinungsbild ändert sich nichts; nach innen ‚verwachsen’ plausible Nutzräume in einen plastisch-architektonischen Organismus an der Schnittstelle komplexer Reflexionen über den Körper des Menschen und den seines Raumes. „Zu den letzten Schichten kommt keiner mehr, es sei denn das Haus würde zerstört“, so Schneiders ziemlich undramatisches Fazit.

Technisch gesehen widerspricht Schneiders Prozedere jeder praktischen Vernunft. Als materiell fassbares Werk ist „haus u r“ eine Art Fiktion, bestenfalls eine äußere Hülle. Im übertragenen Sinne ist es eine faszinierende Verstreuung kreativer Potentiale aus einer mobilisierten Immobilie in mobilisierte Wahrnehmungszellen jenseits der eindimensionalen Zeitschiene zwischen Anfang und Ende. Als in sich gekehrtes Laboratorium von Gestaltungsprozessen in Kunst und Gesellschaft hat „haus u r“ keinen Zustand von Dauer oder Ruhe im So-Sein erlebt.

Schneider insistiert auf der…


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