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Ausstellungen: Krems / Essen · von Michael Hübl · S. 273 - 274
Ausstellungen: Krems / Essen ,

Krems / Essen
Helen Frankenthaler

Malerische Konstellationen
Kunsthalle Krems 23.04.– 30.10.2022

Museum Folkwang, Essen 02.12.2022 – 05.03.2023

von Michael Hübl

Wenn Freiheit der Kunst heißt, sich weder von eigenen Obsessionen oder Vorlieben einengen, noch sich von Moden, Trends oder Dogmen, die durch gesellschaftlichen Konsens auferlegt werden, bestimmen zu lassen – wenn diese Prämisse gilt, dann war Helen Frankenthaler wirklich frei. Die Malerin hat sich mit der Avantgarde des 20. Jahrhunderts auseinandergesetzt, hat Einflüsse von Kandinsky, des Kubismus oder ihres zeitweiligen Lehrers Hans Hofmann verarbeitet und ist doch gänzlich eigene, teilweise richtungsweisende Wege gegangen. In ihren Soak-Stain-Bildern etwa, die für Morris Louis und Kenneth Noland in den frühen 1950er-Jahren entscheidende Impulsgeber waren, hat Frankenthaler alles Individuell-Handschriftliche des Pinselgestus zurückgenommen, ohne deshalb in rigiden Minimalismus zu verfallen.

Es entstehen Werke wie die monochrome Malerei „Untitled 9“ (1968), eine flirrend blaue Fläche auf chamois-hellem Papier. Oder die Künstlerin markiert mit gelber Farbe die Ecken eines Bogens, in dessen Mitte sie einen quasi-kalligraphischen grünen Akzent setzt („Untitled“, 1973). Fügt noch mit Filzstift eine horizontale blaue und eine V-förmig verlaufende rote Linie hinzu: fertig. Reinste Reduktion. Dann wiederum legt Frankenthaler jedoch abgründig vielschichtige Farbgewebe übereinander, in die sie brüchige Graphismen hineinflicht und in die sie mit unterschiedlichsten Farbtupfern überzieht („Untitled“, 1988). Freie Bahn den künstlerischen Mitteln. Das darf dann wie in „The Joker“ (1959) auch mal eine Spielkarte sein. Zumal ihr nachgerade programmatische Bedeutung zukommt: Ein Joker ist nicht festgelegt, mit ihm kann das Spiel, kann die Kunst frische, unerwartete Wendungen nehmen.

Helen Frankenthaler findet schon bald nach Ende ihres Studiums…

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