Edgar Schmitz
Jeff Koons: Popeye Series
»Schon lange nicht mehr Pop«
Serpentine Gallery, London, 2.7. – 13.9.2009
Die Motivik ist irgendwie vertraut und mit ihr die begleitende Rhetorik, dass auch diese Reihe von Koonsarbeiten sich wieder aus der Nähe zu Kitsch und Alltagskultur speise, aus perfekten Oberflächen und der verführerischen Oberflächlichkeit dieser Objekte und Bilder, die er natürlich selbst nie anrühre. Aber an den Nahtstellen, an denen die plastikbeschichteten Ketten sich in das Aufblasboot in kuscheliger Hundeform einschneiden, entleert sich nicht nur sofort der vorgebliche Illusionismus. Die Figuren sind natürlich aus Aluminium nachgegossen, und an den Einschnittstellen wird das überdeutlich vorgeführt, wenn Drahtmülltonen durch Walrosse verlaufen und Leitern durch Hunde schneiden, ohne dass denen deshalb die Luft ausginge.
Außerdem geht es bei Koons schon lange nicht mehr um das Populäre. Dafür ist das Material, das er hier immer wieder in neuen Variationen durchspielt, selbst schon längst viel zu historisch, generationsgebunden und zahm. Egal aus welchem Jahr oder Jahrzehnt die jeweiligen Bilder stammen mögen, entspricht ihr übergreifendes Referenzfeld doch unweigerlich nicht mehr wirklich dem Gegenwärtigen. Die (Soft-)Pornografie ist zu sehr gedruckt, und Popeye ist ohnehin nicht mehr wirklich abrufbar. Auch wenn Popeye als eine der populärsten Popfiguren überhaupt angekündigt ist, ist das bestenfalls noch historisch, aber keine Bestandsaufnahme der Gegenwart mehr. Was vielleicht wirklich einmal mit Gegenwartskultur und ihren kommerzialisierten Erfahrungsbereichen zu tun hatte, hat sich bei Koons schon längst in ein ihm eigenes Formenvokabular zurückgezogen, das sich auf Welt eigentlich kaum noch öffnet.
Ebenso generationsbedingt aber interessanter ist seine Attitüde zum Material, die sich…