Laurie Anderson
Fragments Coming in All the Time – Like Life
Ein Gespräch mit Rosa Windt
An der Schnittstelle von Kunst, Theater, Sprache und experimenteller Musik untersuchen Laurie Andersons multimediale Performances, Filme und Installationen seit den 1970er Jahren auf vielschichtigen Ebenen Aspekte US-amerikanischer Politik und Kultur. Mit Strategien der Selbstinszenierung und Autobiografie ebenso wie mit technischer Innovation und der Entwicklung eigener Klangkörper und Sprachprogramme zählt Anderson nach wie vor zu einer künstlerischen Avantgarde, die Themen von Identität, Politik und Gesellschaft kritisch hinterfragt und in neue Kontexte transferiert. Insbesondere eine interdisziplinäre Nutzung von Materialien ebenso wie ein permanentes Changieren zwischen den einzelnen Kunstgattungen – gepaart mit Erfolgen in der Mainstream-Pop-Kultur – erlauben es der Künstlerin dabei ihr Repertoire im Sinne einer Aktualität kontinuierlich zu erweitern. Zwischen virtueller Realität und tradierten Medien werden sowohl fiktive als auch tatsächliche Räume geschaffen, angefüllt mit Fragmenten von Sprache, Zeichen, Musik, Sound und Geschichten, die in der Rezeption auf variablen Ebenen durchlaufen werden können und gleich einem Traum Auswirkungen auf die Realität haben.
Rosa Windt: Du hast zunächst als Bildhauerin und Malerin gearbeitet und bist gewissermaßen über die Skulptur zum Erzählen von Geschichten gekommen – gute Beispiele für die Verbindung von Skulptur und Geschichte sind etwa Deine frühen Arbeiten At the Shrink’s, 1975, oder Talking Pillow, 1977 / 1985, aber auch Deine Installation Calender Drawings von 2016. Womit beginnst Du?
Laurie Anderson: Ich fange mit einer Farbe an, einem Bild oder einem Ton, einer Idee, mit einer Struktur oder der Absenz einer Struktur – mit allem Möglichen….