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Titel: This is Not a Love Song – Kunst und Musik · von Oliver Zybok · S. 80 - 101
Titel: This is Not a Love Song – Kunst und Musik ,

Wider die Virtuosität

Atonalität und Minimal halten Einzug in die Popkultur
von Oliver Zybok

I. Annäherung der Kunst an popkulturelle Einflüsse der Musik

Betrachtet man die Entwicklungen elektronischer Musik im populären Bereich, eröffnet sich seit Ende der 1960er-Jahre ein weites Spektrum, unter anderem mit den wegweisenden Varianten der Düsseldorfer Schule, Berliner Schule, mit Ambient, Industrial, Synth-Pop, Electronic Body Music, Electro Funk, Chicago House, Detroit Techno, Acid House, New Beat und Techno. Man kann von der Analyse der Neuen Musik des 20. Jahrhunderts, ihrer Entwicklung vom Atonalen zum Minimalistischen hin zum Techno die Erkenntnis erlangen, dass Struktur, Klang und Konsistenz die Schlüsselelemente elektronischer Musik darstellen, wobei es nicht um Melodie geht.1 Im Techno gibt es bestimmte Klänge und Konsistenzen wie Rhythmen, die auf viele Menschen in ähnlicher Weise wirken.

Einer der wichtigen Wegbereiter elektronischer Musik in der Popkultur ist die Band Kraftwerk, nicht zuletzt aufgrund ihrer minimalistischen Arrangements, die nach ihren Ausstellungen im New Yorker Museum of Modern Art 2012 und in der Tate Modern in London 2013 verstärkt im Kunstkontext verortet sind. Ihre Gründer Ralf Hütter (geb. 1946) und Florian Schneider (1947 – 2020) trafen sich 1968 als Studenten an der Düsseldorfer Kunstakademie und richteten zwei Jahre später das Kling-Klang-Studio ein, in dem die Platte Kraftwerk eingespielt wurde.

Im vierten Album Autobahn (1974) kam erstmals ein Minimoog-Synthesizer zum Einsatz, den Kraftwerk über einen Sequenzer mit einer Drum Machine verbanden, anstatt ihn als Orchesterersatz zu nutzen, um klassische Harmonien nachzuspielen. Hütter und Schneider verstanden sich nicht mehr als Musiker, sondern als Arbeiter mit Maschinen. Diese…

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