vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Ausstellungen: Berlin · von Ingo Arend · S. 230 - 232
Ausstellungen: Berlin ,

Berlin
Masculinities: Liberation through Photography

Gropius-Bau 16.10.2020–10.01.2021
von Ingo Arend

*Die Ausstellungsdaten sind auf der Grundlage unserer Informationen bis
zum Redaktionsschluss aktualisiert. Spätere Verschiebungen konnten wir
leider nicht berücksichtigen.

Faltiger Hintern, dicker Bauch, eingesunkenes Bindegewebe. John Coplans „Selfportrait“ ist nicht unbedingt das Bild, das man in einer Ausstellung über Männlichkeit erwarten würde. Die Fotoarbeit aus dem Jahr 1994 eröffnet die Schau „Masculinities“ im Gropius-Bau. Das überlebensgroße Tableau aus vier mal drei Tafeln zeigt den alternden Körper des 2003 gestorbenen Kriegsveteranen und Fotokünstlers aus Großbritannien – ein grandioses Fanal des vergehenden Leibes, der erschlafften Männlichkeit.

Die Desillusionierung, die von Coplans Leitbild ausgeht, ist Programm bei dem Kooperationsprojekt des Gropius-Bau und des Londoner Barbican Centre. Schon der Plural im Titel der Schau ruft das Ziel der Dekonstruktion des einen, feststehenden Bildes von Männlichkeit auf, welches das Projekt verfolgt. Wobei die Vorstellung diverser Männlichkeiten in einem Zeitalter, das sich an die „multiplen Identitäten“ oder an multivalente Kultfiguren wie den Pop-Star Conchita Wurst gewöhnt hat, ihren Schrecken längst verloren haben dürfte. Und in dem die Forderung, sich des Sozialtypus der „toxischen Männlichkeit“ zu entledigen, zu einem Diskurs-Gemeinplatz geworden ist. Angesichts des Krisenkomplexes von #metoo bis zum Kindesmissbrauch oder angesichts des weltweiten Triumphes atavistischer Männlichkeitskonzepte bei der „Altright“-, der „White Supremacy“-Bewegung oder dem neurechten Populismus kommt sie freilich genau zum richtigen Zeitpunkt.

Die von Alona Pardo, Fotografie-Kuratorin am Barbican kuratierte Ausstellung fächert mit einzigartigem Material ein schier unendliches Panorama von den Archetypen klassischer Männlichkeit bis zur Umkehrung des männlichen Dominanzblicks auf. Sie folgt der Idee der sozialen Konstruktion von Geschlecht. Sie dreht…

Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei