Mettingen
Emil Nolde – A Critical Approach by Mischa Kuball
Draiflessen Collection 11.10.2020–07.02.2021
von Ann-Katrin Günzel
Leuchtende Blumengärten, Herbstwolken, biblische Szenen – diese Bilder hat man vor Augen, wenn man an den expressionistischen Maler Emil Nolde (1867–1956) denkt. Man kann diese Bilder mögen oder nicht. Die Frage, die den Düsseldorfer Konzeptkünstler Mischa Kuball (* 1959) in seiner kritischen Annäherung an den Maler Nolde beschäftigt, ist aber eine andere, nämlich die nach der lange Zeit legendenhaft vernebelten Biografie des Künstlers und ob sich Künstler und Werk in der Betrachtung voneinander trennen lassen. Auf Einladung der Draiflessen Collection hat er mit Installationen und Bildserien künstlerisch einen neuen Blick auf die Entstehungsgeschichte der Bilder des deutschen Expressionisten umgesetzt und damit aktiv die Wahrnehmung der scheinbar harmlosen Motive verändert.
Damit geht er über eine theoretische Diskussion – wie sie bereits stattgefunden hat – hinaus. Emil Nolde, durch seine farbintensiven Bilder einer der bekanntesten deutschen Expressionisten, galt lange Zeit als scheinbar politisch unverfänglich, schließlich war er 1937 sogar in der Ausstellung „Entartete Kunst“ vertreten und stilisierte sich nach dem Krieg selber zu einem mit Malverbot belegten Widerständler. Tatsächlich aber, so wurde es auch „schon“ 2014 im Städel in Frankfurt und 2019 erneut im Hamburger Bahnhof in Berlin in Ausstellungen deutlich gemacht, war Nolde Antisemit, Rassist und auch überzeugter Nationalsozialist, Mitglied in der NSDAP, der mehr als einmal gegen jüdische Kollegen polemisierte oder sie gar denunzierte. Lediglich Hitlers Ablehnung und die damalige Ausmusterung seiner Bilder aus den Museen haben dazu geführt, dass Noldes Bestrebungen sich dem System der Nationalsozialisten…