Berlin
Vier Ausstellungen im KINDL
The Invented History / Lerato Shadi. Maru a Pula is a Song of Happiness / Ann Oren. Passage / Nik Nowak. Schizo Sonics
KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst 13.09.2020–21.02.2021
von Peter Funken
In der Neuköllner Rollbergstraße gründeten 1872 findige Wirte eine Vereinsbrauerei, um untergäriges Bier zu brauen. Die Sache funktionierte, die Umsätze stiegen, das Kind bekam einen Namen: Berliner Kindl, ein „Goldjunge im Krug“ ist seit 1907 Markenzeichen. Besonders gut gefallen hat mir dieses Bier nie, dafür umso mehr die Brauereigebäude: Die monumentale anmutende, expressionistisch-sakrale Architektur in rotem Klinker wurde entworfen von Hans Claus und Richard Schepke und zwischen 1926 und 1930 erbaut. Heute ist sie ein Industriedenkmal. Burkhard Varnholt und Salome Grisard erwarben 2011 das Sudhaus und weitere Bauteile und gründeten hier das KINDL-Zentrum für zeitgenössische Kunst. Durch sensible Umbaumaßnahmen wurde ein moderner Ort für Kunst geschaffen und zugleich der industrielle Charakter erhalten.
Seit Februar 2020 ist Katrin Becker – vorher beim Neuen Berliner Kunstverein tätig – künstlerische Direktorin und für das Programm zuständig. Sie sieht Schwerpunkte ihrer Arbeit in gesellschaftsbezogenen Themen sowie in der Vernetzung mit der community in der Umgebung, mit Schulen, Institutionen und der Kunstszene. Gleich vier neue Ausstellungen, die auf drei Etagen und im beeindruckend hohen Kesselhaus stattfinden, hat sie kuratiert: Die Gruppenausstellung mit dem Titel „The Invented History“ zeigt Arbeiten von 12 KünstlerInnen, die historische Tatsachen und Narrative befragen und befrachten, Recherchen anstellen, ironisch kommentieren oder sich einfühlen, um zu erforschen und zu verstehen. Es geht also um Geschichte und Geschichten im…