„We are Ugly But we Have the Music.“
Selbstinszenierung in Kunst und Musik
von Rosa Windt
Funktionalisierung von Kreativität
Spätestens seit Beginn der 2000er Jahre lassen sich zunehmend als solche konzipierte Synergie-Effekte zwischen Kunst und (Pop-)Musik beobachten, die vorrangig einer gegenseitigen Aufwertung und Erschließung neuer Märkte zu dienen scheinen.2 Sorgfältig inszenierte Kooperationen zwischen Marina Abramović und dem Hip-Hop-Musiker Jay-Z oder zwischen Abramović und Lady Gaga, [02] beide 2013, dienten so einerseits als PR-Maßnahme für ein Performance-Institut der Künstlerin,3 gleichfalls auch als wechselseitiger Image-Transfer. „[D]er Rap-Star [Jay-Z] kann als längst etablierte Celebrity kein rebellisches Underdog-Image mehr aufrechterhalten und sucht nach anderen Signalen der Distinktion der Kunst. Und die Performance-Künstlerin [Marina Abramović], kann das Andocken an die energetische HipHop-Kultur gebrauchen, um als 66-Jährige ihre anhaltende Jugendlichkeit zu demonstrieren.“4
Aber auch innerhalb ihrer musikalischen Karrieren bedienen sich Musikerinnen wie Lady Gaga, Beyoncé oder zuvor Madonna immer wieder programmatisch Strategien, die gemeinhin der bildenden Kunst anhaften, um über ihre musikalischen Erzeugnisse hinaus, insbesondere auch als Projektionsfläche ihrer Fans zu fungieren. Anlässlich einer neuen Album-Veröffentlichung, Artpop [01] im Jahre 2013 integrierte Lady Gaga so auch in ihre Bühnenshow kunst- bzw. theatertheoretische Aspekte.5 Als deutlicher Bruch mit der perfekten Popshow blieb Gaga während ihres gesamten Auftrittes auf der Bühne und ließ ihr Publikum an Umbau, Kostümwechsel und Maske als scheinbar intimen Moment teilhaben.6 „Sie ist nicht mehr Lady Gaga, sie ‚spielt‘ Lady Gaga, eine Inszenierung der Inszenierung.“7 Die perfekte Inszenierung in der Öffentlichkeit zum intimen Seeleneinblick zu erklären, ist eine Praxis, die Gaga kontinuierlich wiederholt…