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Ausstellungen: Duisburg · von Helga Meister · S. 247 - 249
Ausstellungen: Duisburg ,

Duisburg
Stephan Balkenhol

Lehmbruck Museum 22.10.2020–28.02.2021
von Helga Meister

Stephan Balkenhol (63) ist ein „Bild-Hauer“ im wahrsten Sinn. Was er mit Axt, Beil, Schnitzeisen oder motorisierten Werkzeugen aus dem Baumstamm entfernt, ist atemberaubend. Wenn er seine Virtuosität als Handwerker im Video demonstriert, freut man sich über diesen Teufelskerl, der hundert Figuren jährlich produziert. Er braucht längst kein Modell mehr. Wie im Traum legt er los. Doch der Schein trügt. Er weiß genau, was er will, setzt sich mit mit der Kunstgeschichte, ja sogar mit Fotografie und Film auseinander. Eine Ausstellung mit mehr als 200 Exponaten im Wilhelm-Lehmbruck-Museum versucht, hinter das Geheimnis dieses Holzbildhauers zu kommen.

Aufschlussreich sind die Zeichnungen und Kalenderblätter. Sie zeigen, wie er mit Realismus und Abstraktion kämpft, die Antike im Rückspiegel hat, die Kopfdrehung eines Mannes zunächst mit der Kamera studiert und erst dann zum Holz greift. Er gibt dies unumwunden zu, wenn er erklärt: „Es kann sein, dass ich jemanden in der Straßenbahn oder in der Kneipe treffe oder ein Bild in der Zeitung entdecke. Ich habe von Anfang an, also seit den 1970er Jahren, auch fotografiert. Das Foto begleitet mich genauso wie die Zeichnung.“

Der Realismus in der Skulptur war lange Zeit in der Avantgarde verpönt. Als der „Mann mit grünem Hemd und weißer Hose“ in der Fußgängerzone der Münsteraner Altstadt auftauchte, wurde die Skulptur mit Worten wie „naiv“ oder „simpel“ begleitet. Doch Balkenhol steuerte stur und zielstrebig gegen den Mainstream, indem er das Menschenbild zur Nachahmung frei gab. Selbst Documenta-Chefin Carolyn Christov-Bakargiev musste neidvoll zusehen, wie 57.000 Besucher…

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