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Ausstellungen: München · von Martin Blättner · S. 308 - 310
Ausstellungen: München ,

München
Michael Armitage

Paradise Edict
Haus der Kunst 04.09.2020–14.02.2021

von Martin Blättner

Ein Déjà-vu Erlebnis im Haus der Kunst: Symbolisch aufgeladene und farblich nuancierte Landschaftsmalerei, aber nicht von Gauguin, Manet, Goya oder Schiele, sondern von dem noch jungen britisch-kenianischen Künstler Michael Armitage (geboren 1984): Kunst aus Afrika, wie sie hierzulande wohl keiner so erwartet, hochartifizielle Malerei, mit dünnflüssigen Lasuren aufgetragen, durchlichtet und durchsetzt von Mythen und Anspielungen auf die Geschichte, auf reale Gefahr und auch auf zeitgenössische politische Gewalt. Die Stimmigkeit der Impressionen – gelegentlich aus der Hütte im Busch oder nach Fotos umgesetzt – zeigt ein exotisches Afrika mit den Tieren der Wildnis, die scheinbar eine Projektionsfläche für Ursprünglichkeit sind.

Afrika und Europa – so nah waren beide Kontinente selten verwoben, selbst Mythen und Allegorien gehen eine Verbindung ein. Der Laokoon etwa, der trojanische Priester des Apollon oder des Poseidon aus der griechischen und römischen Mythologie taucht hier im ganz neuen Kontext angedrohter Folter auf. Die Widersprüche des Menschseins, die Pole von Gewalt und Menschenwürde, werden durch eine Synthese visionärer Malkultur vereint. Bei näherem Hinsehen wird deutlich, dass keine Leinwand, sondern Lubugo, die Rinde des Feigenbaums, Bildträger ist. Das ist an einigen Stellen zu sehen, wenn Nahtstellen sichtbar sind. Perfekt reagiert Armitage auf die dadurch entstandenen Unregelmäßigkeiten mit dünnflüssigen Lasuren. Traditionell wird das tuchähnliche Material auch bei Krönungs- und Heilungsritualen sowie als Leichentuch genutzt.

Das „Paradise Edict“ – so der Titel eines Gemäldes und der Ausstellungstitel im Haus der Kunst – ist kein wirklicher Garten Eden, er trägt die Narben der Geschichte, ist mitunter…

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von Martin Blättner

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