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Nachrichtenforum · von Jürgen Raap · S. 18 - 39
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Nachrichten

*Aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie entfallen in dieser Ausgabe die Rubriken Messen und Biennalen.

Museen

Ein virtueller 3-D-Rundgang durch die Ausstellung in der JAMES-SIMON-GALERIE – „Nah am Leben. 200 Jahre Gipsformerei“ auf der Berliner Museumsinsel ist seit kurzem online abrufbar. Digitalisiert wurden die Ansichten bedeutender Mastermodelle von Skulpturen wie dem David von Donatello oder der Laokoon-Gruppe, u. a. „aus den Werkstätten der weltweit größten aktiven Kunstmanufaktur, der Gipsformerei“. Sie werden neben ausgewählten Werken der zeitgenössischen Kunst präsentiert, etwa von Asta Gröting, Allan McCollum oder George Segal. Für den Rundgang wurden „Laserscanning und Photogrammetrie Techniken eingesetzt, um ein akkurates dreidimensionales Abbild des 650 qm großen Ausstellungsraums zu erzeugen, durch das sich Besucher frei bewegen und ca. 200 Exponate aus nächster Nähe und jeder Perspektive erkunden können“ Der 3D-Rundgang ist unter dem folgenden Link kostenlos zugänglich: www.smb.museum/ museen-einrichtungen / gipsformerei/ ueber-uns/virtuelle-rundgaenge/nah-amleben/

Durch die Schließungen im Frühjahr 2020 hätten alle US-Museen täglich 33 Mill. Dollar Verlust gemacht, rechnete die „Frankfurter Rundschau“ vor. Im Sommer durften sie schrittweise wieder öffnen, doch das Publikum blieb weg – u. a. wegen der andauernden Reisebeschränkungen. Im New Yorker METROPOLITAN MUSEUM OF ART z. B. sind 70 % der Besucher*innen Touristen. Daher sähe die American Alliance of Museums (AAM) rund 12.000 amerikanische Museen in ihrer Existenz bedroht. Das bedeutet landesweit eine Gefährdung von 726.000 Arbeitsplätzen im Museumswesen. Der anstehende Wechsel im Weißen Haus habe keinen großen Einfluss auf die künftige staatliche Kultur- und Museumspolitik, denn in den USA sind die Träger der Museen größtenteils private Stiftungen. Staatliche Förderung mache nur etwa 25 % des Etats aus, den Rest müssen die Museen selbst erwirtschaften. Das Metropolitan Museum konnte zwar in den vergangenen Monaten 25 Mill. Dollar an zusätzlichen Spenden akquirieren, doch anderen Museen geht es finanziell deutlich schlechter, sodass in der US-Museumsszene die Rufe nach mehr staatlicher Unterstützung lauter werden.

Das NRW-FORUM Düsseldorf gehört jetzt institutionell zum MUSEUM KUNSTPALAST. Nach dem Ende des aktuellen Lockdowns finden ab Herbst / Winter 2020 / 21 die ersten gemeinsamen Ausstellungen statt, und dazu wurde auch das Erscheinungsbild der Corporate Identity (CI) überarbeitet. Für 2021 ist eine „Augmented Reality Biennale“ geplant. Ab dem 12. Dezember 2020 ist auch einmal im Monat an einem Samstagnachmittag „Learning AI – das Labor für Künstliche Intelligenz“ öffentlich zugänglich – je nach Corona-Schutzmaßnahmen. Bis zum 10. Januar 2021 präsentiert die Stiftung IMAI ihr Videoprogramm unter dem Titel „The Kebab Helix – And Other Fast Food Fantasies“ Für Mai 2021 ist eine Tagung der Hochschule Düsseldorf „Improvisation, Ecology and Digital Technology“ angekündigt.

In Berlin wurde das Gebäude Oranienstraße 25 an eine Luxemburgische Kapitalgesellschaft verkauft. Da in der Nachbarschaft jetzt schon eine Nettokaltmiete von 38 Euro pro qm verlangt werde, fürchtet die NGBK – NEUE GESELLSCHAFT FÜR BILDENDE KUNST, nach Auslaufen des Mietvertrags 2022 die Adresse aus finanziellen Gründen nicht mehr bespielen zu können. Stattdessen wird daher künftig ein landeseigener Neubau das Domizil der nGbK sein: im Bezirk Mitte entstehen im südlichen Teil der Karl Marx-Allee sechs neue Pavillons, „von denen zwei von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa gebaut werden.“ Kultursenator KLAUS LEDERER kündigte an, dass diese beiden Pavillons für die neue Gesellschaft für bildende Kunst und das „Werkbund-Archiv / Museum der dinge“ reserviert sind.

1990 nahm in Rotterdam das WITTE DE WITH CENTER seinen Betrieb auf; Gründungsdirektor war CHRIS DERCON. Es liegt in der Witte de With Straat, benannt nach dem Kolonialadmiral Witte Corneliszoon de With (1599–1658). Im Zuge der aktuellen Kolonialismus-Debatte nennt sich das Ausstellungshaus seit Juni 2020 nur noch „Formerly known as Witte de With – Center for Contemporary Art“, und ab dem 27.01.2021 nimmt es den neuen Namen KUNSTINSTITUUT MELLY an. Zum 30-jährigen Jubiläum werden im Frühjahr 2021 auch drei neue Kunstpreise vergeben, nämlich der „Berry Koedam Award“ für visuelle Dokumentation, der „Maker achter de Maker Award“ für technische Umsetzung, Herstellung, Übersetzung oder Verlegen von Kunst und der „Visionary Award“ für Personen, deren „Visionen die Kulturlandschaft Rotterdams prägen“.

Zum Jahresende 2020 legte das SCHWEIZER BUNDESAMT FÜR STATISTIK (BFS) die Zahlen für die Entwicklung der Besucherzahlen bei den Museen des Landes vor. Im Jahr 2019 verzeichneten die eidgenössischen Museen insgesamt 14,2 Mill. Besucher. Das sind 800.000 bzw. 6 Prozent mehr als im Vorjahr. Als am beliebtesten erwiesen sich die naturwissenschaftlichen Museen, die pro Einrichtung jeweils durchschnittlich 33.000 Eintrittskarten verkauften, vor den Kunstmuseen, die pro Institut im Schnitt 21.700 verkaufte Tickets verbuchten. Insider des Kunstbetriebs prognostizieren, dass aufgrund der Pandemie solche Zahlen so schnell nicht wieder erreicht werden.

Die Ernst von Siemens-Kunststiftung erwarb für das POTSDAM MUSEUM das Bild „Selbstporträt vor ‚Abend über Potsdam‘“ von LOTTE LASERSTEIN (1898–1993). Vor allem ihr Frühwerk in den 1920er und 1930er Jahren steht der Stilrichtung der „Neuen Sachlichkeit“ nahe. Sie zählt als Künstlerin zur sogenannten „verschollenen Generation“, die durch die Kulturpolitik der Nazis in der kunstinteressierten Öffentlichkeit in Vergessenheit geriet und es auch nach 1945 oft schwer hatte, im deutschen Kunstbetrieb wieder Fuß zu fassen. Lotte Laserstein musste 1937 nach Schweden emigrieren. Auch ihr gelang erst ab 1985 der internationale Durchbruch. Das Bild „Selbstporträt vor ,Abend über Potsdam‘“ malte sie 1950 in Stockholm.

Der Schriftsteller Lion Feuchtwanger lebte in den 1940er Jahren in der VILLA AURORA in Pacific Palisades, einem Stadtteil von Los Angeles, im Exil. Ende der 1980er Jahre erwarb es die University of Southern California (USC) für 1,9 Mill. Dollar, der Deutsche Bundestag sagte Unterstützung zu, und die Deutsche Klassenlotterie garantierte den Unterhalt für die ersten Jahre. Heute werden jährlich bis zu 16 Arbeitsstipendien in den Bereichen Bildende Kunst, Komposition, Film und Literatur vergeben. Ab dem 1. Dezember 2020 feiert die Villa Aurora ihr 25-JÄHRIGES BESTEHEN als Künstlerresidenz. Den Auftakt zum Jubiläumsjahr bildet die Uraufführung von Aurora (aus: Nachtschatten) des Komponisten Helmut Oehring.

500.000 Deutsche und Österreicher*innen mussten in den 1930er Jahren vor den Nazis ins Ausland fliehen. Der Historiker Wolfgang Benz, Autor des Buches „Das Exil der kleinen Leute“ und emeritierter Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU Berlin, berät heute eine Initiative, die diesen Emigrant*innen später Anerkennung zuteilwerden lassen möchte. Dazu plant die Initiative ein EXIL-MUSEUM auf dem Gelände des Anhalter Bahnhofs in Berlin. Von hier aus traten u.a. BERTOLD BRECHT, HEINRICH MANN, KLAUS MANN oder ALFRED DÖBLIN die Fahrt ins Exil an. Vom Bahnhofsgebäude ist nach den Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg und dem Abriss der Ruine 1959 heute nur noch der Portikus erhalten. Bernd Schultz, Gründer des Auktionshauses Villa Grisebach, hat aus seinem privaten Kunstbesitz Werke versteigert und damit 6 Mill. Euro in eine Stiftung für das neue Exilmuseum eingebracht. Die Eröffnung soll 2025 erfolgen.

Kulturpolitik

Weil er einen sudanenischen Begräbnispfahl aus dem Pariser Musée du Quai Branly – Jacques Chirac entwendete, wurde kürzlich der aus dem Kongo stammende Aktivist MWAZULU DIYABANZA von einem Pariser Gericht zu 1.000 Euro Geldstrafe verurteilt. Zwei Mittäter erhielten eine Geldstrafe von je 500 Euro. Diyabanza wirft Frankreichs Museen vor, 90.000 Objekte des afrikanischen Kulturerbes zu horten. Das Künstler*innenkollektiv FRANKFURTER HAUPTSCHULE tat es dem Aktivis-ten-Trio gleich und brüstete sich damit, aus einer Ausstellung des Theaters Oberhausen die Beuys-Skulptur „Capri-Batterie“ gestohlen und nach Tansania gebracht zu haben. „BAD BEUYS GO AFRIKA“ nannte die Gruppe die Aktion. Was nun das Beuys-Werk ganz konkret mit Raubkunst aus Afrika und Restitutionspolitik zu tun haben soll, erschließt sich aus dem Bekennerschreiben nicht. Abgesehen davon, dass die Rechtsprechung den juristischen Straftatbestand der „verbotenen Eigenmacht“ kennt, ist es politisch schon ein gewaltiger Unterschied, ob ein gebürtiger Afrikaner als „Rückholer“ auftritt (wie das „Neue Deutschland“ Mwazulu Diyabanza nennt), oder ob sich eine Gruppe europäischer Künstler*innen anmaßt zu entscheiden, was an Artefakten nach Afrika zurück gehöre. Tatsächlich gab die Künstlergruppe wenige Tage später zu: „Die in Iringa entgegengenommene und ausgestellte Skulptur ist eine Fälschung der Frankfurter Hauptschule.“ Der angebliche Diebstahl der Beuys-Skulptur erwies sich mithin als inszeniert: Das Werk habe sich die ganze Zeit „in den Galerie-Räumen der Ausstellung des Theater Oberhausen, im Abstellraum, in seiner Originalverpackung“ befunden.

Die Beschlüsse der deutschen Politiker, den jetzigen LOCKDOWN mindestens bis zum 20. Dezember 2020 zu verlängern, bedeuten auch für Museen, Theater, Opernhäuser, Konzerthallen und Kinos eine entsprechende Verlängerung der Schließungsphase. Kommerzielle Galerien gelten hingegen weiterhin als Unternehmen des Einzelhandels und dürfen weiter Besucher empfangen, aber nur eine Person pro zehn Quadratmeter bei einer Ladenfläche bis 800 qm. Der HAUSHALTSAUSSCHUSS DES DEUTSCHEN BUNDESTAGES bewilligte für Kulturausgaben 2021 ein Plus von 170 Mill. Euro. Mit 2,1 Milliarden Euro ist dies der höchste Etat, den der Bund jemals für Kulturprojekte zur Verfügung hatte, die länderübergreifenden Charakter haben. Das Programm umfasst rund 100 Projekte, darunter die Sanierung des Bayreuther Festspielhauses für 84,7 Mill. Euro. Gleichzeitig beschloss der Haushaltsausschuss, zusätzlich zum bisherigen Bundeszuschuss die Künstlersozialkasse um weitere 32,5 Mill Euro zu entlasten. Kulturstaatsministerin MONIKA GRÜTTERS: „Die Kultur- und Kreativbranche leidet sehr unter den Folgen der Corona-Krise. Gerade jetzt müssen wir dafür sorgen, dass Kreative auch in Zukunft von ihrer Arbeit leben können und angemessen abgesichert sind …“ www.bundesregierung.de / breg-de / bundesregierung / bundeskanzleramt / monika-gruetters-1432040

In der zweiten Jahreshälfte 2020 übt die Bundesrepublik Deutschland turnusmäßig die EU-RATSPRÄSIDENTSCHAFT aus. Für das begleitende Kulturprogramm wurde u. a. OLAFUR ELIASSON mit dem Projekt „Earth Speakr“ beauftragt. Zum diesjährigen Weltkindertag riefen der Künstler und die an dem Projekt beteiligten dazu auf, bei politischen Entscheidungen „der jungen Generation zuzuhören und ihre Stimmen stärker einzubeziehen. Eliassons öffentliches Kunstwerk Earth Speakr wird … mit Kindern und Jugendlichen in Europa koproduziert: Ihre Botschaften werden in den sozialen Medien unter dem Hashtag #ListenToTheFuture verbreitet. Regierende und Erwachsene sind eingeladen, darauf zu reagieren.“ In einer App und auf der Website ist das Projekt in 25 Sprachen zugänglich. www.earthspeakr.art/de/

Der ZERO-Künstler GÜNTHER UECKER prüfte mit der Lupe akribisch im Gerichtssaal das „Sandbild 86 auf Büttenpapier“ und befand: „Das habe ich nicht gemacht, das sehe ich heute zum ersten Mal“. Ähnliche Werke mit Asche und Leim habe er zwar in den 1980er Jahren gemacht, aber „nicht auf Papier, sondern auf Leinwand und Holz“. Auch die Signatur sei nicht echt, das Werk damit eine FÄLSCHUNG. Sie sagten als Zeugen in einem Prozess aus, den die Käuferin des Sandbilds gegen einen Kunsthändler angestrengt hatte, nachdem sie Zweifel an der Echtheit hatte und die Anzahlung von 7.500 Euro zurückforderte, was der Kunsthändler jedoch verweigerte. Das Argument des Rechtsanwalts des Beklagten, der 90-jährige Uecker könne sich womöglich an einzelne seiner Arbeiten nicht mehr genau erinnern, daher sei ein neutrales Gutachten nötig, wies die Richterin zurück: wenn schon ein lebender Künstler ein Werk nicht autorisiere, was solle dann ein Sachverständiger dazu sagen? Daher wurde der Kunsthändler zur Rückzahlung verurteilt, denn er habe sich bei dem Handel von der Echtheit des Kunstwerks überzeugen müssen. Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig. Wie die „Rheinische Post“ berichtet, sei der Kunsthändler immer noch davon überzeugt, es handele sich um ein Original, dessen Wert er selbst auf 40.000 Euro bezifferte. Eine Rücknahme verweigerte er mit der Einlassung, als Handelsware für den Kunstmarkt sei das Sandbild jetzt „verbrannt“, dies jedoch nicht wegen Ueckers Weigerung der Autorisierung, sondern wegen der Berichterstattung darüber.

Gehen in den BERLINER LICHTENBERG STUDIOS die Lichter aus? Seit 2011 betrieb der Verein „Intervention Berlin e.V.“ in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Kunst und Kultur des Bezirksamts Lichtenberg dort das internationale Residenzprogramm Lichtenberg Studios. Der Leiter UWE JONAS organisierte ein Austauschprogramm, das Kunstschaffenden Kontakte zur Berliner Kunstszene ermöglichte und umgekehrt auch der lokalen Künstlerschaft Gastaufenthalte in Indien, Gibraltar und Frankreich bot. Unlängst erhielt der Verein vom Bezirksamt Lichtenberg die Kündigung, „kurzfristig und völlig überraschend …“ Vorstandsmitglied Matthias Beckmann beklagte sich: „In Zeiten der Corona-Pandemie und der erforderlichen Maßnahmen und Beschränkungen, die die ohnehin gefährdete Existenz der Künstlerinnen und Künstler umso stärker treffen, ist das von besonderer Härte und Rücksichtslosigkeit.“ Nach Berichten über den Protest der Initiative, ruderte die Bezirksverwaltung zurück: „Wir sind im Gespräch mit dem Amt für Weiterbildung und Kultur des Bezirks Lichtenberg. Dabei geht es um die Zukunft der Lichtenberg Studios und die Vorstellungen des Bezirks und unsere Vorstellungen zur Konzeption des Residenzprogramms. Wir hoffen, dass wir zu einem guten einvernehmlichen Ergebnis kommen.“

KATRIN GÖRING-ECKARDT, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Deutschen Bundestag, initiierte einen Appell an die Bundesregierung, sie möge die „Belange der SOLO-SELBSTSTÄNDIGEN und FREIBERUFLER endlich ernst … nehmen und sie auch auf höchster Ebene gleichberechtigt mit anderen Wirtschaftsverbänden bei der Ausgestaltung und Nachbesserung von Hilfsprogrammen … konsultieren.“ Neben dem Musiker UDO LINDENBERG haben sich 150 weitere Erstunterzeichner dem Appell angeschlossen. Selbst die gutbürgerliche „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ gelangt über Sinn und Zweck des aktuellen Lockdowns zu dem Fazit: „Man will das Wirtschaftsleben am Laufen halten, und das Kulturleben fällt da nicht ins Gewicht“. Der Appell mündet in die Forderung, die bestehenden Überbrückungshilfen „unverzüglich“ zu entbürokratisieren und außerdem „die Notfallhilfen für mehr Betroffene zugänglich“ zu machen. www.goering-eckardt.de/ gemeinsamer-appell-selbstaendige/

Das Grüne Gewölbe der STAATLICHEN KUNSTSAMMLUNGEN DRESDEN beherbergt die Museumssammlung der ehemaligen Schatzkammer der Wettiner Fürsten. Dabei handelt es sich um die umfangreichste Kleinodiensammlung in Europa. Im November 2019 wurden bei einem EINBRUCHDIEBSTAHL dort elf Objekte entwendet, darunter der „Sächsische Weiße Diamant“ mit 48 Karat. Knapp ein Jahr später nahm die Polizei drei Tatverdächtige fest und fahndete weiterhin nach zwei mutmaßlichen Komplizen. Wie die „Berliner Zeitung“ berichtet, hatten 1.640 Polizisten aus mehreren Bundesländern 20 Wohnungen, zwei Garagen, ein Café und mehrere Fahrzeuge durchsucht. Die Auswertung von DNA-Spuren führte die Ermittler zu den Tatverdächtigen, doch von der Beute selbst fehlte bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch jede Spur.

Hochschulen

„Lösungsansätze für gesellschaftliche und ökologische Herausforderungen“ zu entwickeln erfordert mehr kreatives Denken. Daher hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie im Rahmen des Programms „EXIST-Potentiale“ ein Förderprogramm ,SEEKICKS‘ aufgelegt. Es läuft für vier Jahre an fünf staatlichen Berliner Gründerhochschulen. Eine davon ist die WEISSENSEE KUNSTHOCH SCHULE BERLIN. „,seeKicks‘ langfristiges Ziel ist es, tragfähige Bedingungen für die Entwicklung eigenständiger wie zeitgemäßer Unternehmen zu schaffen. „So könnte etwa eine widerstandsfähige und inklusive Ökonomie für das 21. Jahrhundert entwickelt werden – mit Unternehmen, denen die Entfaltung und das Wohlergehen der Menschen und des Planeten auf lange Sicht am Herzen liegt.“

MARION VON OSTEN, Honorarprofessorin, ehemalige Professorin und stellvertretenden Institutsleiterin an der AKADEMIE DER BILDENDEN KÜNSTE WIEN starb im Alter von 57 Jahren. „Marion von Osten war von 2006 bis 2012 Professorin für Kunst und Kommunikation (Unterrichtsfach Bildnerische Erziehung) am Institut für das künstlerische Lehramt der Akademie. Ihr künstlerisch-intellektuelles Engagement trug wesentlich zu einer Erneuerung des Instituts bei … Von Osten etablierte ein kollaboratives künstlerisch-wissenschaftliches Arbeitsklima für Studierende und Lehrende und positionierte – auf Basis eines neu gestalteten, innovativen, gegenwartsbezogenen und gesellschaftspolitischen Curriculums – die Kunstvermittlung an der Akademie …“

Mit Beginn des laufenden Wintersemesters trat Prof. Dr. RAHEL PUFFERT eine Professur für Kunstdidaktik und Bildungswissenschaften an der HBK BRAUN-SCHWEIG an. Sie hatte Lehraufträge an der Leuphana Universität Lüneburg, der Kunsthochschule Kassel, Die Angewandte Wien und der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, wo sie bis 2020 die Verwaltung der Professur „Kunst – Vermittlung – Bildung“ am Institut für visuelle Kultur übernahm.

Zum laufenden Wintersemester haben an der KHM – KUNSTHOCHSCHULE FÜR MEDIEN Köln vier neue Professorinnen ihre Lehrtätigkeit aufgenommen. Neben der Autorin Kathrin Röggla für Literarisches Schreiben wurde auch die Wissenschaftlerin LILIAN HABERER für Kunstwissenschaft mit erweitertem Materialbegriff unbefristet berufen. Hinzu kommen zwei Gastprofessorinnen: BELINDA KAZEEM-KAMIŃSKI nimmt im Bereich Kunstwissenschaft eine Professur für Ästhetik mit dem Schwerpunkt in Schwarzer feministischer Theorie und dekolonialen ästhetischen Positionen wahr. FRAU-KE ECKHARDT übt eine Professur im Bereich der Soundart aus. Eckhardt ist „Bildende Künstlerin und entwickelt mit interaktiven Klanginstallationen und mobilen Klanginstrumenten offene Handlungsfelder und synästhetische Zugänge zum konkreten Lebensraum.“ Mit KATHRIN RÖGGLA findet u. a. das Hörspiel Einzug in den Lehrbereich der KHM.

KONSTANTIN GRCIC (Industriedesign), Dr. ANJA STEIDINGER (Lehramtsstudium) und Dr. NORA STERNFELD (Kunstpädagogik traten zum Beginn des jetzigen Wintersemesters Professuren an der HFBK HAMBURG neu an. Lockdownbedingt konnte die offizielle Begrüßung durch den HFBK-Präsidenten Martin Köttering nur per Livestream stattfinden. Auch ein Gespräch mit der indonesischen Gruppe „ruangrupa“, die die nächste Kasseler Documenta 2022 kuratiert, musste auf einen neuen Termin verschoben werden, nämlich den 17. Januar 2021 (18 Uhr).

LI MUHUA erhielt den Preis des DEUT-SCHEN AKADEMISCHEN AUSTAUSCH-DIENSTS (DAAD) für hervorragende Leistungen ausländischer Studierender an den deutschen Hochschulen. LI Muhua studiert Malerei / freie Grafik im 9. Semester bei Prof. Leni Hoffmann an der Staatl. Kunstakademie Karlsruhe. Da coronabedingt keine öffentliche Preisübergabe stattfinden konnte, nahm Muhua das Preisgeld von 1.000 Euro und eine Urkunde aus der Hand von Rektor Prof. Harald Klingelhöller entgegen. Auch die für November 2020 geplante Ausstellung der Bewerberinnen und Bewerber um das Graduierten-Stipendium des Landes musste entfallen. „Die Jurierung durch Professorinnen und Professoren der Akademie findet nicht in Präsenz, sondern auf digitalem Wege statt.“

Galerien

Um in der Pandemiekrise die Kunstszene zu unterstützen, erhöhte Kulturstaatsministerin Monika Grütters den diesjährigen ETAT FÜR DIE BUNDESKUNSTSAMMLUNG „von üblichen 500.000 Euro einmalig um zusätzliche 2,5 Millionen Euro.“ Damit sollten 150 Werke angekauft werden. Doch in der zweiten Novemberhälfte 2020 meldete das „Handelsblatt“: „Von dem 2,5-Millio-nen-Sonderposten aber sind bislang nicht einmal 30 Prozent ausgegeben“. Lediglich 700.000 Euro seien bislang für Werke von 26 Künstlerinnen und 20 Künstlern überwiesen worden; und bis Ende 2020 soll immerhin Kunst für insgesamt 1,2 Mill. Euro in die Bundessammlung gelangt sein. Tröstlich: die restlichen 1,8 Mill. Euro werden noch bis Ende 2021 bereit gehalten. Ein Grund für die schleppende Ankaufspolitik ist der derzeitige Wegfall der Kunstmessen; vor allem die Rundgänge der Ankaufskommission über die ART COLOGNE waren immer ein wichtiger Termin, während virtuelle Messeauftritte nicht immer gute Alternativen böten. Jedenfalls bemäkelt das „Handelsblatt“ bei den abgesagten Messen Art Cologne und Cologne Fine Art und Design einen „Onlineauftritt, dem sein improvisierter Charakter sehr deutlich anzumerken ist … Insgesamt hinterlässt das Agieren von Koelnmesse und Art Cologne einen schwachen Eindruck … Man kann den Ausstellern nur wünschen, dass das Interesse der Sammler groß genug ist, sich durch das digitale Durcheinander zu kämpfen, um zur Kunst zu gelangen …“

HEIKE CURTZE, Wiener Galeristin, ist im Alter von 76 Jahren verstorben. Sie begann ihre Laufbahn als Galeristin Anfang der 1970er Jahre in Köln, übernahm dort die Leitung der Galerie Ariadne, und eröffnete dann 1976 eine eigene Galerie in Düsseldorf und 1978 Räume in Wien, wo sie sich vor allem mit Ausstellungen der WIENER AKTIONISTEN etablierte. Zu ihrem Künstlerstamm gehören u. a. Günter Brus, Heinz Cibulka, Christian Ludwig Attersee, Thomas Kaminsky, Hermann Nitsch, Arnulf Rainer und Osvaldo Romberg. Auch junge Kunst gehört zum Galerie programm, wobei ORF.at sie in einem Nachruf aus einem Interview zitiert, bei dieser Förderung jüngerer Kunst „interessierten sie ,einzelne künstlerische Positionen‘, die sich qualitativ an ,Brus, Rainer und Attersee messen können‘“.

Die heute 92-jährige Galeristin MARIAN GOODMAN gründete ihre Marian Goodman Gallery in New York 1977. Sie vertritt unter anderem Maurizio Cattelan, Gerhard Richter und Nan Goldin. Jetzt gab die Galeristin bekannt, zum Jahresende 2020 ihre Räume im Londoner Stadtteil Mayfair schließen zu wollen. Die Standorte in New York und Paris bleiben erhalten, in London will die Galerie künftig an verschiedenen Orten mit einer „FLEXIBLEREN AUSSTELLUNGS-TRATEGIE“ präsent sein. Begründet wird die Maßnahme mit den wirtschaftlichen Unsicherheiten aufgrund der Coronakrise und wegen des Brexits, der im Januar 2021 endgültig wirksam wird, unabhängig davon, ob noch ein Freihandelsabkommen mit der EU ausgehandelt wird oder nicht. Bereits im Juli 2019 hatte die FAZ – Frankfurter Allgemeine Zeitung gemeldet, dass der New Yorker Galerist DAVID ZWIRNER seine sechste Dependance in Paris eröffnet und ihn mit den Worten zitiert, nach dem Brexit werde seine „Londoner Galerie britisch sein und nicht mehr europäisch. Ich bin Europäer und möchte eine europäische Galerie haben.“

THOMAS LEVY blickt in diesen Wochen auf das 50jährige Bestehen seiner Hamburger Galerie zurück. Die hatte er im Herbst 1970 im Alter von 23 Jahren eröffnet. Die Anfangsjahre zu überstehen war schwierig, doch ab 1978 hatte sich Levy im Kunstbetrieb mit Ausstellungen über DANIEL SPOERRI, LYONEL FEININGER und MERET OPPENHEIM (1913–1985) endgültig etabliert. Bis heute verwaltet die Galerie den Nachlass von Meret Oppenheim. Ein anderes Standbein im Galerieprogramm waren und sind Pop Art-Künstler wie Mel Ramos, Andy Warhol oder Allen Jones. Außerdem vertritt Levy bis heute C.O. Paeffgen oder Johannes Hüppi.

TANJA WAGNER feiert in diesen Wochen das zehnjährige Bestehen ihrer Galerie. Da Galerien als Einzelhandelsgeschäfte auch im Lockdown dieses Herbstes geöffnet bleiben dürfen, kann die Gruppenausstellung „How to Human“ (14. November 2020 bis 13. Februar 2021) wie geplant stattfinden. In den Galerieräumen dürfen sich jedoch nur max. 10 Personen gleichzeitig aufhalten. www.tanjawagner.com/

Personalien

UDO KITTELMANN gab auf eigenen Wunsch zum 31. Oktober 2020 die Leitung der NATIONALGALERIE DER STAATLICHEN MUSEEN ZU BERLIN auf. Seine letzte Amtshandlung war die Wiedereröffnung von Karl Friedrich Schinkels Friedrichswerdersche Kirche, die nach achtjähriger sanierungsbedingter Schließzeit wieder als Dependance der Nationalgalerie genutzt wird. In Udo Kittelmanns Amtszeit fielen zahlreiche strategisch wichtige Entscheidungen, nämlich die Sanierung der Neuen Nationalgalerie ab 2015, deren Wiedereröffnung für den Sommer 2021 geplant ist, ebenso wie die Planungen zum Neubau der Nationalgalerie am Kulturforum. Die kommissarische Leitung der Nationalgalerie hat nach Kittelmanns Ausscheiden sein bisheriger Stellvertreter JOACHIM JÄGER übernommen. Die Alte Nationalgalerie wird seit 2017 von Ralph Gleis geleitet, der Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin seit 2016 von Gabriele Knapstein, auch diese Leitungen sind im Zuge des Wechsels neu zu besetzen.

BRIGITTE FRANZEN wechselt als Direktorin an das SENCKENBERG NATURMUSEUM FRANKFURT. Es ist dort eines von acht Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft und gilt als eines der bedeutendsten Naturkundemuseen in Europa. Bis jetzt war Brigitte Franzen 16 Jahre lang in Nordrhein-Westfalen tätig, u. a. als Co-Kuratorin der Skulptur Projekt Münster 2007, als langjährige Direktorin des Ludwig Forum Aachen und zuletzt als Alleinvorstand der Peter und Irene Ludwig Stiftung. „Über die enge Zusammenarbeit mit den 28 Partnermuseen und den geförderten Institutionen hinaus gelang es ihr, eine Neuausrichtung der Stiftungsarbeit zu etablieren.“ Franzen konzipierte u. a. dafür das große Ausstellungsprojekt „The Cool and the Cold“, das im Herbst 2021 erstmals amerikanische und russische Meisterwerke von 1960–1990 aus dem Sammlungsbestand der Ludwigs im BERLINER GROPIUS BAU gegenüber stellen wird.“

CAROLA LENTZ ist neue Präsidentin des GOETHE-INSTITUTS. Sie übernimmt das Amt von Klaus-Dieter Lehmann, der dieses seit 2008 ausübte. Lentz ist Ethnologin und plädierte in ihrer Antrittsrede „für eine Kultur der Offenheit, die sich auf komplexe Identitäten und Zugehörigkeiten einlasse, ohne dabei Machtasymmetrien außer Acht zu lassen …“ Sie ist die erste Präsidentin, die selbst lange im Ausland gearbeitet und Forschungsvorhaben u.a. in Afrika und Südamerika durchgeführt hat. Zuvor hatte sie von 2002 bis 2019 eine Professur für Ethnologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz inne. Sie war Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Sozial- und Kulturanthropologie (2011–2015) und Vizepräsidentin der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (2018–2020).

MICHAEL EISSENHAUER bleibt bis zu seiner Pensionierung 2022 Generaldirektor der STAATLICHEN MUSEEN ZU BERLIN. Gleichzeitig ist er auch Direktor der Gemäldegalerie; dieser Vertrag läuft allerdings am 31. Januar 2021 aus. Der Stiftungsrat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz beschloss, künftig die „Verantwortlichkeiten für die Gemäldegalerie und die Generaldirektion voneinander zu trennen“. Insgesamt soll die Direktionsebene bei den Staatlichen Museen mit der Kunst des 19. bis 21. Jh. demnächst breiter aufgestellt werden.

DANIEL SPOERRI wurde vom Österreichischen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen das „EHRENKREUZ FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST I. KLAS-SE“ verliehen. Der Künstler hatte im März 2020 seinen 90. Geburtstag gefeiert. Er wurde ebenfalls mit dem Kulturpreis des Landes Niederösterreich geehrt. Seit 2009 unterhält Spoerri in Hadersdorf am Kamp zwei Häuser, die zum Esslokal „Eat Art“ und zum Kunststaulager und Ausstellungshaus Spoerri umgestaltet wurden.

MORTON WAYNE THIEBAUD, Vertreter der amerikanischen Pop Art, feierte seinen 100. GEBURTSTAG. Als 16-jähriger Schüler arbeitete er in den Sommerferien 1936 in den Trickfilmstudios von Walt Disney, lehrte von 1951 bis 1961 am Sacramento City College, wo u. a. Mel Ramos einer seiner Studenten war. 2010 durfte er für die Suchmaschine Google ein Logo gestalten, ein sogenanntes Doodle. Bekannt sind seine Motive mit Kuchenstücken und anderen Süßwaren, Obst etc. Damit gilt er als ein Erneuerer des klassischen Stillleben-Genres.

Preise

Nachdem die Verleihung des GOSLARER KAISERRINGS an den Preisträger 2020, HANS HAACKE, aufgrund der Corona-Pandemie verschoben werden musste, gab die Stadt Goslar nun das weitere Procedere bekannt: 2021 gibt es eine Doppelverleihung mit zwei Preisträgern. Wer neben Hans Haacke den Preis für 2021 erhält, gibt die Stadt Goslar im Januar 2021 bekannt. Die Preisverleihung ist für den 9. Oktober 2021 angesetzt.

THORSTEN BRINKMANN wurde für seine Serie „not just one title“ mit dem „8. Merck-PREIS DER DARMSTÄDTER TAGE DER FOTOGRAFIE“ ausgezeichnet (7.000 Euro). Zusätzlich vergab die Jury in zwei Anerkennungspreise an das Künstlerduo Pufleb & Schlieper für die Serie „Alternative Moons“ sowie an Wolfgang Vollmer für „Meisterwerke der Fotografischen Kunst – Die Sammlung Vollmer“ (jeweils 1.500 Euro). Das Wettbewerbsthema lautete „Skurrile Fluchten – Humor in der Fotografie“.

ATTA KWAMI wurde der MARIA LASSNIG PRIZE der Maria Lassnig Foundation und der Londoner Serpentine Galleries zugesprochen (50.000 Euro). Kwani ist Maler, Druckgrafiker, Kunsthistoriker und wurde u.a. durch seine Wandgemälde und Kiosk-Skulpturen bekannt, die er als dreidimensionale Gemälde konzipiert. „Seine Werke spielen mit den Farb- und Formimprovisationen, die für die ghanaische Architektur“ charakteristisch sind, und mit „streifenförmig gewebten Textilien, insbesondere Kente, die durch die Kultur der Ewe und Asante von Ghana berühmt wurden“. Die in Wien ansässige Stiftung arbeitet bei der Preisvergabe mit einer internationalen Institution zusammen. Atta Kwami realisiert demnächst ein Projekt in den SERPENTINE GALLERIES.

FRANK STELLA wird mit der Verleihung des JAWLENSKY-PREISES für zeitgenössische Kunst gewürdigt (18.000 Euro). Die Auszeichnung wird von der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden, der örtlichen Spielbank und der Nassauischen Sparkasse vergeben. Stella lebt und arbeitet in Manhattan im Bundesstaat New York. Mit der Auszeichnung verbunden sind neben dem Geldpreis eine Ausstellung im MUSEUM WIESBADEN und der Ankauf einer Arbeit. Die letzte größere Retrospektive des Malers in Deutschland war 2012 in Wolfsburg zu sehen. Wiesbaden zeigt im Sommer 2022 eine große monografische Ausstellung in bewusster zeitlicher Nähe zur Kasseler Documenta 15.

KAPWANI KIWANGA wurde mit dem PRIX MARCEL DUCHAMP bedacht (35.000 Euro). Die Preisvergabe wird von der Association pour la diffusion internationale de l’art français (Adiaf) unterstützt und würdigt in diesem Jahr die Künstlerin Kiwanga für ihre Arbeit „Flowers for Africa“. Kapwani Kiwanga studierte Anthropologie und Religionswissenschaften und überträgt die Ergebnisse ihrer Studien in die künstlerische Praxis. Insbesondere beschäftigt sie sich damit, wie Archive gesellschaftliche und historische Themen widerspiegeln. Sie wird von den Galerien Jérôme Poggi (Paris), Goodman (Johannesburg, Kapstadt, London) und Tanja Wagner (Berlin) vertreten.

SONIA KACEM ist Gewinnerin des ZURICH ART PRIZE, den das Museum Haus Konstruktiv und die Zurich Insurance Group Ltd. vergeben. Der mit 100.000 Franken dotierte Preis setzt sich aus einem Budget von 80.000 Franken für die Produktion einer Einzelausstellung und einer Preissumme von 20.000 Franken zusammen. „Zentral für das künstlerische Schaffen von Sonia Kacem ist ihre Sensibilität für Materialien, die sie unserem alltäglichen Konsumkreislauf entnimmt: Darunter finden sich verarbeitete, teils aus Secondhand-Läden oder Online Shops bezogene Produkte unterschiedlichster Art wie Sonnenmarkisen … oder Stützstrümpfe, aber auch handelsübliche Werk- und Rohstoffe wie Vinyl, Farbe, Holz oder Ton. Aus ihnen kreiert die Künstlerin raumgreifende skulpturale Anordnungen …“ 2019 recherchierte Kacem in Kairo über „die nichtfigurative Kunst des Nahen Ostens, … . Zurück in Amsterdam lud Kacem im Zuge der Coro-na-Pandemie einen Anthropologen, einen Comiczeichner und eine Architektin, die alle einen engen Bezug zur ägyptischen Kultur haben, dazu ein, gemeinsam über die Rolle von Farben und Ornamenten in der Stadt Kairo nachzudenken.“ Eine Einzelausstellung im MUSEUM HAU KONS-TRUKTIV wird vom 28. Oktober 2021 bis zum 16. Januar 2022 ausgerichtet.

Die Monografie „AENNE BIERMANN. FOTOGRAFIN“ wurde mit dem Deutschen Fotobuchpreis in Gold ausgezeichnet. Unter der Herausgegeberschaft von Simone Förster und Thomas Seelig haben zudem Peter Gorschlüter, Olivier Lugon, Bernhard Maaz, Stefanie Odenthal, Rainer Stamm, Katharina Täschner, Anna Volz Texte beigetragen. Die Gestaltung übernahm Nicola Reiter. Die Publikation erschien im Rahmen einer Ausstellungskooperation der Stiftung Ann und Jürgen Wilde, Pinakothek der Moderne mit dem Museum Folkwang im Februar 2020. AENNE BIERMANN (1898–1933) „zählt zu den festen Größen der Fotografie der 1920er und 1930er Jahre“ und entwickelte in dieser Zeit „einen eigenen, signifikant modernen Bildstil, der sie innerhalb kürzester Zeit als Vertreterin der zeitgenössischen Avantgardefotografie etablierte.“ (208 Seiten, dt., ca. 140 Abbildungen, Verlag: Scheidegger & Spiess, Zürich).

FERHAT BOUDA wurde für das ELLEN-AUERBACH-STIPENDIUM FÜR FOTOGRAFIE ausgewählt. Das Stipendium vergibt die Berliner Akademie der Künste. „Das Lebensprojekt Ferhat Boudas gilt den Berbern. Die Singularität ihrer Kultur mit Bildern und im Bild zu schützen, ist seine Mission …“ In der Jurybegründung heißt es: „Welcher Art ist Boudas Fotografie? Ob Dokument, Reportage oder Kunst ist ohne Bedeutung, seine Bilder der Berber sind von einer bewegenden menschlichen Suche geprägt, ein optisches Abtasten, das mit jeder Belichtung die Frage nach der Menschlichkeit stellt.“

JOHANNA WAGNER und ULRICH OKUJENI teilen sich das KARLSRUHER KULTURSTIPENDIUM (20.000 Euro). Beide haben ein Studium an der Staatl. Kunstakademie Karlsruhe absolviert. Johanna Wagner, Meisterschülerin von Prof. Corinne Wasmuht, wählt als künstlerisches Ausdrucksmittel vor allem Performance, Film und Fotografie. Ulrich Okujeni, Meisterschüler bei Prof. Silvia Bächli, widmet sich der Malerei. Die Urkunden überreichte Kulturbürgermeister Dr. Albert Käuflein.

Das CARICATURA MUSEUM FRANKFURT und die CARICATURA GALERIE IN KASSEL werden mit dem HESSISCHEN KULTURPREIS bedacht (45.000 Euro). Coronabedingt kann die Zeremonie zur Preisverleihung erst 2021 stattfinden. „Beide Einrichtungen sind in Deutschland einmalig. Um die Menschen über die hessischen und deutschen Grenzen hinaus an den Bereichen Cartoon und Karikatur sowie Komische Zeichnung und Komische Malerei teilhaben zu lassen, organisiert die ,Caricatura Agentur‘ Wanderausstellungen, die weltweit gebucht werden können“. In Zusammenarbeit mit der Satirezeitschrift „Titanic“ veranstalten die beiden Institute auch regelmäßig eine Sommerakademie zur Komischen Kunst.

Ausschreibungen

Das IFA-INSTITUT FÜR AUSLANDSBEZIEHUNGEN, Abteilung Kunst fördert halbjährlich „Ausstellungsprojekte in öffentlichen Museen, Kulturinstitutionen und Galerien im Ausland. Das Programm ist offen für zeitgenössische bildende Künstler*innen, die aus Deutschland sind oder seit mindestens fünf Jahren in Deutschland leben. Gefördert werden Einzel- und Gruppenausstellungen, die Beteiligung an einem internationalen Ausstellungsprojekt oder einer Biennale im Ausland.“ Der nächste Bewerbungstermin endet am 31. Januar 2021. Infos: www.ifa.de/ foerderungen/ausstellungsfoerderung/

Das Förderprogramm NEUSTART für Bildende Künstler*innen der Beauftragten der BUNDESREGIERUNG FÜR KULTUR UND MEDIEN setzen der BBK-Bundesverband und der Deutsche Künstlerbund um. „Antragsberechtigt sind professionell arbeitende Bildende Künstler*innen mit Wohnsitz in Deutschland. Immatrikulierte an einer Hoch- oder Fachhochschule sind von der Antragstellung ausgeschlossen.“ Die Bewerbungsfrist für Modul A läuft vom 1. bis 31. Januar 2021; die Projektlaufzeit ist für den 1. März bis 31. August 2021 terminiert. Eine zweite Ausschreibung, Modul B, läuft vom 1. bis 28. Februar 2021 für eine Projektlaufzeit vom 1. April bis 31. August 2021. Die Fördersumme beträgt max. 1.000 Euro. Infos: www.bbk-bundesverband.de

„HIV und AIDS“ sind Thema des Wettbewerbs um den MEDIENPREIS HIV / AIDS der DEUTSCHEN AIDS-STIFTUNG. Bis zum 15. Januar 2021 können Beiträgen aus den Bereichen Kunst, Internet, TV, Hörfunk und Print eingereicht werden. Die Beiträge müssen 2019 oder 2020 erstmals in deutscher Sprache veröffentlicht worden sein. Die Preissumme beträgt 15.000 Euro. Kontakt: Deutsche AIDS-Stiftung, Medienpreis HIV / AIDS, Münsterstr. 18, 53111 Bonn, medienpreis@aids-stiftung.de

Bis zum 24. Januar 2021 können sich Künstler*innen und Künstler*innengruppen für das Stipendium im DA, KUNSTHAUS KLOSTER GRAVENHORST bewerben. „Gefördert werden gemeinschaftsorientierte, öffentliche Kunstprojekte zum Mitmachen und Mitdenken.“ Nach der ersten Juryrunde sind ca. 15 Projektideen vom 30. Juni bis zum 3. Juli 2021 in einer „Ideenwerkstatt“ vorzustellen. Erst danach werden die Projektideen zur Endjurierung eingereicht. Infos: www.da-kunsthaus. de / projektstipendium / das-stipendium/

Die Ausschreibung für den KUNSTPREIS DER KULTURSTIFTUNG DER SPAR-KASSE KARLSRUHE läuft am 11. Januar 2021 an und endet mit der 1.000 Registrierung, spätestens jedoch am 22. Januar 2021. Interessierte, die in der bildenden Kunst professionell tätig sind oder in diesem Bereich Studierende müssen sich mithin beeilen. Zugelassen sind Malerei, Zeichnung, Druckgrafik und Mischtechnik zum Thema „Fensterbilder“. Vergeben werden drei Preise zu 5.000 / 3.000 / 2.000 Euro. Kontakt: kunstpreis@sparkassen-stiftung-ka.de.

Die nächste Projektperiode des LIAF 2022 – LOFOTEN INTERNATIONAL ART FESTIVALS umfasst den Zeitraum 1. April 2021 bis 1. November 2022. Als Austragungsort kommen sämtliche Inseln der Lofoten im Norden Norwegens in Frage. Ausgeschrieben ist die Stelle zur kuratorischen Betreuung durch eine Einzelperson oder ein Kollektiv. Das LIAF 2022 konzentriert sich „auf Zusammenarbeit und kollektive Prozesse..“ Es gilt, „Werte und Wissen durch Kunst schaffen, basierend auf echten Begegnungen und Interaktionen zwischen Menschen und Orten. Workshops und Künstleraufenthalte werden Kernelemente in der Entwicklung des Festivals sein.“ Nähere Infos für die Bewerbung: www.liaf.no.

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