Schaf und Ruder – Wool and Water
Vor und hinter den Spiegeln
Kunsthalle Düsseldorf 01.10. – 27.11.2016
von Thomas W. Kuhn
Der Spiegel und die spiegelnde Reflektion gehören seit der Renaissance mit zu den eigentümlichsten Motiven der bildenden Kunst, oft als Ausdruck besonderer Kunstfertigkeit, aber auch als Gegenstand der Befragung von Wahrnehmung und Erkenntnis. Gregor Jansens aktuelle Auseinandersetzung mit dem Motiv des Spiegels sucht einen dezidiert intellektuellen Zugang in Werken der zeitgenössischen Kunst mit einem Fokus auf den 1970er und 1980er Jahren. Letzteres betrifft die beteiligten Künstlerinnen und Künstler, aber auch den diskursiven Ansatz der Ausstellung bei Lacan, Deleuze oder Richard Sennett. Schon der von Lewis Carroll entliehene kryptische Titel verweist auf einen gleichermaßen poetischen wie hintergründigen Ansatz, mit essayistischem Charakter, der sich keineswegs in der Illustration eines theoretisch fundierten Konzepts erschöpft.
Initial wirkte in dem über vier Jahre hinweg entwickelten Projekt eines der wenigen Sammlungsobjekte der Kunsthalle. Es handelt sich um einen von zwei Spiegeln, die Gerhard Richter 1981 produzieren ließ und die ebendort in der Kunsthalle im selben Jahr in einer gemeinsamen Schau mit Georg Baselitz zu sehen waren. 2012 war dieser Spiegel Vis-à-vis in der Berliner Nationalgalerie gegenüber seinem Gemälde „Tisch“ gehängt, dem Bild mit der Nummer 1 seines Werkverzeichnisses, das durch ein Versehen im Œuvre-Katalog von 1986 seitenverkehrt abgebildet worden war. Hinter dieser Anekdote verbirgt sich ein Subtext der gegenwärtigen Düsseldorfer Schau, der auf den örtlichen Kontext referiert.
Dieser Subtext wird auch explizit im Beitrag von Isa Genzken. Es handelt sich um „Das große Fenster“, das für eine Ausstellung…