Senegal
Alioune Diagne
BOKK – BOUNDS
Kommissarin: Mariéme Ba Kurator: Massamba Mbaye Ort: Arsenale
Neben Benin nimmt auch Senegal erstmals an der Venedig Biennale teil. Die Republik an der westlichen Spitze des Kontinents entschied sich für die Solo-Präsentation des franco-senegalesischen Malers Alioune Diagne. Er zeigt 16 wie ein Puzzle eng nebeneinander gehängte Bilder. Wie schon bei seiner großen Ausstellung 2023 in der Galerie Templon in Brüssel so ist auch diese Malerei in dem von ihm genannten „figu-ro-abstro“-Stil gehalten: figurative Module mit einer enormen Anzahl von einzelnen Motiven in Form von Wimmelbildern in pastelligen Farben in einem fast pointillistischen Farbauftrag, den er als – von der Kalligraphie inspirierte – „Schrift“ bezeichnet. Die Module nennt er „unbewusste Zeichen“, die er zu einer zusammenhängenden figurativen Menge zusammenfüge, die vom täglichen Leben in Senegal und Erfahrungen der afrikanischen Diaspora erzähle.
Wie so oft in der Malerei afrikanischer Künst-ler*innen so stehen auch in Diagnes Werken die Menschen im Mittelpunkt, oft unter sozialkritischen Aspekten, die von den großen Herausforderungen Afrikas handeln. Thema seiner Bildserie in den Arsenale sei denn auch „Menschheit“, erklärt ein Mitarbeiter im Pavillon. Es beginnt mit Szenen von Fischern. Was harmlos-idyllisch erscheint, ist tatsächlich ein brisantes Thema. Denn durch die zunehmende Industrialisierung der Fischerei verlieren die lokalen Fischer ihre Lebensgrundlage – und wechseln in die illegale Praxis des Menschenschmuggels. Andere Bilder zeigen Szenen von Migration, Sklaverei, Obdachlosigkeit. In einem Bild sieht man jene medial oft reproduzierte Szene, in der der Afroamerikaner George Floyd 2020 von einem weißen Polizisten getötet wurde – allerdings liegt in…