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Titel: Künstler in Peking · von Heinz-Norbert Jocks · S. 280 - 281
Titel: Künstler in Peking , 2008

Heinz-Norbert Jocks
Wang Jianwei

Pekinger Tatorte: Ein Atelierrundgang

Die Spannbreite seines künstlerischen Schaffens reicht von Konzeptobjekten, die auf Texten beruhen, über Experimente bis hin zu Videos und multimedialem Theater. Wang Jianwei, 1958 in Suining, Sichuan Provinz geboren, hat sich, obgleich Teilnehmer der Documenta X, bisher vor allem nur in Insiderkreisen einen Namen gemacht. Geprägt von den finsteren Jahren der Kulturrevolution, erwartet er von der Kunst „einen kritischen Geist“. Von daher ist sie für ihn weder eine Ware noch ein Produkt, sondern ein Denkprozess parallel zur Philosophie, Soziologie und anderen Wissenschaften. Seine größte Aversion gilt dem Kommerz und dem Geld als die Neue Ideologie, die das kritische Potential restlos tilgt.

Dass Wang Jianwei als Künstler einem stark soziologischen Blick folgt, wird in seinen Videos „Living Elsewhere“ (1999) und „Production“ (1997) besonders deutlich. Dort porträtiert er Menschen in Teehäusern oder aufgegebenen Vorortsiedlungen. Wenn er da einem Drang nach Objektivierung frönte, so wendet er sich in seinen Theaterproduktionen Ende der 1990er Jahre einer eher artifiziellen Sphäre zu. Da treten maskierte Charaktere in realistischen Kostümen in Zusammenhang mit Videobildern auf.

Für Wang Jianwei ist Geschichte weder etwas Physisches noch etwas Lineares. Vielmehr sieht er komplexe Beziehungslinien zwischen den unterschiedlichen Ereignissen und Zeiten verlaufen. Neben dem Sichtbaren gibt es in seinen Augen auch das Unsichtbare, das sich dadurch hervorkehren lässt, dass die zwischen den Ereignissen bestehenden Beziehungen ertastet, ermittelt und aufgedeckt werden. Deshalb verknüpft er in einem Video vier Etappen der Geschichte miteinander. Die eine umspannt die Feudalzeit bis zum Sturz…


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von Heinz-Norbert Jocks

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