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Titel: Künstler in Peking · von Heinz-Norbert Jocks · S. 282 - 283
Titel: Künstler in Peking , 2008

Heinz-Norbert Jocks
He Cheng Yao

Pekinger Tatorte: Ein Atelierrundgang

He Cheng Yao, 1964 in Sichuan geboren, ist die erste weibliche Performancekünstlerin in China, die ihre Nacktheit als Ausdrucksmittel einsetzte und damit die Zuschauer irritierte. Einem inneren Bedürfnis folgend, zog sie sich 1999 anlässlich einer Künstleraktion auf der Großen Mauer, bei der sie als Zuschauerin anwesend war, ihr Oberteil aus. Eine Weile lief sie, als wäre sie in einem anderen Bewusstseinzustand, halbnackt über die Mauer. Bis dahin hatte sie nie daran gedacht, überhaupt Performances zu machen. Mehr in der Malerei zuhause, entdeckte sie über ihren Körper sich selbst und ihre Lebensgeschichte. Ein zentrales Thema ist dabei die Mutter, die, dafür schwer gedemütigt, dass sie ihre Tochter außerehelich zur Welt brachte, und schließlich verrückt geworden, mit ihren Kindern im Haus ihrer Mutter bis zu ihrem frühen Tod wohnte.

„Damals, als meine unverheiratete Mutter schwanger wurde und die Frage der Abtreibung im Raum stand, sagte der jüngere Bruder meines Großvaters zu meinen Eltern: ‚Immerhin es ist ein Leben. Ihr solltet es behalten.’ Dafür aber mussten sie einen sehr hohen Preis zahlen. Sie flogen nicht nur aus der Fabrik heraus und verloren dadurch ihre Arbeit. Nein, meine Mutter wurde auch öffentlich schikaniert, gedemütigt und beschimpft, bis sie sich dem durch ihre Verrücktheit entzog. Nicht selten irrte sie des Nachts durch Straßen, so dass wir sie am nächsten Morgen suchen mussten.“ Die Auseinandersetzung mit der Muttergeschichte ist der Ausgangspunkt der künstlerischen Tätigkeit. In der Fotoserie „Mother and me“, 2001, sieht man He Cheng Yao mit…


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von Heinz-Norbert Jocks

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