Grünen-Appell: Mehr Unterstützung für die Belange der solo-selbständigen Kulturschaffenden

5. November 2020 · default

Katrin Göring-Eckardt, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Deutschen Bundestag, initiierte einen Appell an die Bundesregierung, sie möge die „Belange der Solo-Selbstständigen und Freiberufler endlich ernst… nehmen und sie auch auf höchster Ebene gleichberechtigt mit anderen Wirtschaftsverbänden bei der Ausgestaltung und Nachbesserung von Hilfsprogrammen… konsultieren.“ Neben dem Musiker Udo Lindenberg haben sich 150 weitere Erstunterzeichner dem Appell angeschlossen. Selbst die gutbürgerliche „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ gelangt über Sinn und Zweck des aktuellen Lockdowns zu dem Fazit: „Man will das Wirtschaftsleben am Laufen halten, und das Kulturleben fällt da nicht ins Gewicht“. Der FAZ-Autor Jan Brachmann rechnet vor, „die 8,8 Milliarden Umsatz,… die Theater, Opern und Konzerthäuser… gemacht haben, entsprechen weniger als 0,3 Prozent der nationalen Bruttowertschöpfung“. Rechnet man die Verleiher von Lautsprecheranlagen, die Druckkosten für Veranstaltungsplakate, Caterer fürs Vernissagenbüffet etc. hinzu, beträgt der Anteil allerdings schon 4,4 Prozent – genau so viel wie jener der Autoindustrie, aber das sei immer noch wenig in Hinblick auf das gesamte produzierende Gewerbe. Ergo: es drängt sich der Eindruck auf, für die Politik sei die Kultur nicht systemrelevant: „Es ist politisch leichter, den gesamten Kultursektor ohne Ausnahme zu schließen, als im Sektor des produzierenden Gewerbes einzelne Branchen herauszunehmen… Es ist ganz klar ein massenpsychologisches Kalkül, dass man nicht Opernvorstellungen mit tausend Besuchern erlauben kann, solange man private Feiern untersagt “, schreibt Brachmann. Die Leidtragenden sind Kabarettisten, bei denen nun wieder wochenlang die Vorstellungen ausfallen, Malerinnen und Bildhauer, deren Ausstellungen in Museen und Kunstvereinen niemand zu sehen kriegt, was aber wichtig wäre, um sich Sammlern und Galerien zu empfehlen. Was Katrin Göring-Eckart und die anderen Unterzeichner des Appells ärgert: Kanzlerin Merkel trifft sich wegen der Corona-Politik mit dem Präsidium der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände und des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, aber Vertreter der Kulturlobby sind zu solchen Treffen nicht eingeladen. Dabei sind Solo-Selbständige und Freiberufler vom Web-Designer, der Schriftstellerin oder Journalistin bis zum Architekten, durchaus „systemrelevant“: sie erwirtschafteten in Vor-Coronazeiten an Einkünften jährlich nämlich etwa 77 Milliarden Euro. Daher mündet der Appell in die Forderung, die bestehenden Überbrückungshilfen „unverzüglich“ zu entbürokratisieren und außerdem „die Notfallhilfen für mehr Betroffene zugänglich“ zu machen. Zum Wortlaut des Appells: https://www.goering-eckardt.de/gemeinsamer-appell-selbstaendige/

Dazu in Band 269 erschienen:

Dazu in Band 268 erschienen:


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