Abstrakter Post-Vandalismus
von Peter Michalski
Es ist kein Kriterium zur Teilnahme an der hier behandelten Kunstrichtung, doch weisen die Biografien aller Postvandalist*innen nur genau eine Gemeinsamkeit auf: sie waren in jungen Jahren oder sind auch heute noch Stylewriter*innen. Diese Form moderner Malerei zeichnet sich durch die Personalisierung des Alphabets anhand der Verformung seiner Buchstaben und ihrer zumeist nicht autorisierten repetitiven Zurschaustellung in der Öffentlichkeit aus. Vielen Akteur*innen der genannten Kunstrichtung fällt die Transformation in die Legalität und da insbesondere in den White Cube schwer. Zu groß sind die Differenzen zwischen dem Handeln in der Nacht und dem Arbeiten in der Öffentlichkeit.
Die hier im konkreten beschriebenen Künstler Jakob Traxlmayr und abcdef haben diesen Übergang gemeistert. In ihren Arbeiten ist ersichtlich, wie ihre Entkopplung von den Buchstaben zu einem Umdenken führte, welches im Falle von Traxlmayr in einem prägnanten Perspektivwechsel und bei abcdef in einem zeichnerischen Monolog mündete. Diesen Essay abschließend werde ich auf die Begriffe eingehen, die versuchen, diese Art der zeitgenössischen Malerei als Einheit zu erfassen. Soweit hat sich der bereits genannte Begriff „Postvandalismus“ in den Vordergrund gespielt. Ist er alternativlos?
Die subversion der Subversion
Jakob Traxlmayr ist der erste hier vorgestellte Künstler. Er studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien, begann seine künstlerische Karriere aber in jungen Jahren als klassischer Stylewriter, bevor er sich dem durch experimentelle Werke und Malweisen entzog. Der Subversion war ihm dies aber nicht genug. Er verwarf die letzten Reste des szenetypischen Buchstabendenkens, begann die Aktivitäten der für den öffentlichen Raum zuständigen Reinigungskräfte zu studieren und in…
