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Ausstellungen: Herford · von Michael Stoeber · S. 247 - 248
Ausstellungen: Herford ,

Herford
Tobias Zielony

Dark Data
Marta Herford 12.11.2022–16.04.2023

von Michael Stoeber

Fotografieren heißt, aus dem Griechischen ins Deutsche übersetzt, mit Licht zu schreiben, bzw. Bilder aus Licht herzustellen. Damit einher geht üblicherweise die optimistische Vorstellung, dass fotografischen Bildern eine erhellende und aufklärerische Dimension eignet und sie somit die Wahrheit an den Tag bringen. Dagegen hat sich schon Bertolt Brecht gewandt mit dem skeptischen Einwand, dass eine Fotografie der Krupp- oder AEG-Werke beinahe nichts über diese Institute „herausgibt“. Soll heißen, dass die Architektur ihrer Gebäude den Betrachter*innen nichts über die realen Macht-, Arbeits- und Abhängigkeitsverhältnisse verrät, die in ihnen herrschen. Dafür braucht es regelmäßig die Aufladung der Bilder durch ein spezifisches Narrativ mit Hilfe von Kontexten, in denen diese Bilder stehen. Sie erst schaffen ihre Bedeutung.

Ein Meister der narrativen Fotografie und ihrer Kontextualisierung ist der 1973 in Wuppertal geborene Fotograf und Filmkünstler Tobias Zielony, der im letzten Jahr als Professor für Fotografie an die Hochschule für bildende Künste in Hamburg berufen wurde. Für Kathleen Rahn, die neue Direktorin des Marta in Herford, ist er schon lange ihr Wunschkandidat für eine Ausstellung. Daher ist sie glücklich, nach ihrer ersten Schau über die Sammlung des Hauses, nun in einer sehenswerten Einzelausstellung Zielony präsentieren zu dürfen. Unter dem Titel „Dark Data“ zeigt der Künstler aktuell vier Werkgruppen im Marta, die um das Thema kreisen, was wir eigentlich sehen, wenn wir Bilder anschauen. Die mithin das Problem der Bedeutungszuschreibung in den Blick nehmen, das auch schon Brecht umgetrieben hat.

Zielony ist bekannt geworden mit einfühlsamen Porträts junger Menschen, oft…

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