Jana Gunstheimer
Aus den Dunkelkammern der Fantasie
Ein Portrait von Sabine Maria Schmidt
Es gibt eine Gruppe von Künstler*innen, deren Kerngeschäft es ist, auf experimentelle Weise Realität und Fiktion zu verweben, neue und optionale Wahrheiten zu erfinden und diese bei Bedarf bis ins Absurde zu überspitzen. Jana Gunstheimer gehört zu den Meisterinnen dieses Fachs. Ihr phantastisches Fabulieren ist zunächst aus der Zeichnung entwickelt und wächst sich mittlerweile in alle künstlerischen Gattungen aus. Gunstheimer entwickelt komplexe Rauminstallationen, langfristige Untersuchungsreihen, manipulierte Konstruktionen, in die sie uns verstrickt. Dabei geht es ihr nicht darum, den Glauben an das Reale und Wahre zu erschüttern, sondern den Blick auf die Brüchigkeit des Realen zu schärfen; eine letztlich klassische Aufgabe der Kunst. Die sich allerdings verlagert hat, angesichts einer alles durchdringenden medialen Repräsentation von Wirklichkeitsbehauptungen, deren Unterscheidung in Fakten bzw. nachweislich oder mutmaßlich falsche Informationen und Lügen immer schwieriger geworden ist.
Irre@Bauhaus
„Am 22. November wird in N. eine Bewegung ausgelöst, die das Trinken von Milch als rassistische Handlung propagiert. Nur Mitglieder der „arischen Rasse“ seien in der Lage, Laktose abzubauen. Mit Milch assoziiertes Wachstum sei nur einer bestimmten Bevölkerungsgruppe vorbehalten, die somit ihre Überlegenheit unter Beweis gestellt habe.“ Die Geschichte, die hier aufgetischt wird, ist wahr und fraglich zugleich. Schon lange sind Nahrungsmittel Stellvertreter in ideologischen Auseinandersetzungen geworden. Und diese machen längst nicht mehr Halt in den sich überbietenden Ernährungsratgeber-Portalen.
Kann das Trinken von Milch zu einer rassistischen Handlung werden? Wie sähe ein solches Produkt aus, dass sich gezielt und ebenso subtil rassistischer Muster bedient. Wie könnte es heißen? Und…