Frankfurt am Main
Rosemarie Trockel
Museum für Moderne Kunst 10.12.2022–18.06.2023
von Isa Bickmann
Schon in der zentralen Halle des Frankfurter Museums wird man gleichsam eingesponnen in Rosemarie Trockels aus tintenblauen Strickmusterstrukturen bestehendem Wandsiebdruck „Prisoner of Yourself“ (1998). Er bildet das Markenzeichen der Künstlerin ab, die das als weiblich markierte Material Wolle in den Kunstkontext brachte, was sie selbst zu einer Gefangenen des eigenen Erfolges werden ließ. In der anlässlich ihres 70. Geburtstages präsentierten Retrospektive zeigt sich das Lebenswerk Trockels humorvoll, ironisch, angriffslustig, multimedial und wohlplatziert.
Kuratorin Susanne Pfeffer hat für diese Ausstellung erneut das ganze Hauptgebäude bereitgestellt wie zuvor schon für Marcel Duchamp. Trockel erfährt demnach die gleiche Wertschätzung. Tatsächlich haben Duchamp und Trockel nicht wenig gemeinsam: die stets mit Augenzwinkern formulierte eigene Verortung in der Kunstgeschichte, die Wiederholung bzw. Serialität als Handlungsform und der Gebrauch von Wort und Titel als offene, verrätselnde Werkkomponenten. Vergleichbar ist beider Problematisierung künstlerischen Selbstverständnisses, darauf wies 1997 der frühere Leiter des MMK, Jean-Christophe Ammann, hin, dem zu verdanken ist, dass das Museum ein größeres Konvolut an Werken Trockels sein Eigen nennen kann. In dem mit den Klängen von Ravels „Bolero“ unterlegten Film „Continental Divide“ (1994) quält die Künstlerin ihre Doppelgängerin mit der Frage „Who is the best artist?“. Diese Selbstbefragung in Form eines strengen Verhörs geht einher mit verbalen und körperlichen Attacken. Doch nie befriedigen die Antworten. Wenn nach Hockney, Kippenberger, Lüpertz usw. der Name Trockel fällt, kommentiert das die Künstlerranglistenkönigin ironisch mit „You hit the jackpot“.
Auf einem der 58 vergnüglichen, zwischen 1982 und 1997 entstandenen Buchentwürfe…