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Titel: Post-Vandalismus — Eine Ästhetik der Straße - I Ursprünge und Entwicklungen · von Larissa Kikol · S. 46 - 63
Titel: Post-Vandalismus — Eine Ästhetik der Straße - I Ursprünge und Entwicklungen ,
Titel: Post-Vandalismus — Eine Ästhetik der Straße - I Ursprünge und Entwicklungen

Ästhetisches Lernen von der Straße

von Larissa Kikol

Mit dem Ausspruch „Learning from the Streets“1 lassen sich die Ästhetik und der Ansatz von postvandalischer Kunst am schnellsten skizzieren. Zunächst geht dieser Satz auf den Philosophen Robin Celikates zurück, der in theoretischer Reflexion den zivilen Ungehorsam in seiner zeitlichen Kontextualität beleuchtete.2

Der zivile Ungehorsam ist in seiner Praxis so vielfältig wie die Zeit und der Gegenstand, denen der Ungehorsame sich widersetzt. Bei Henry David Thoreau war es die Weigerung, Steuern zu zahlen als Protest gegen die Sklaverei, bei Hannah Arendt das Beispiel der Weigerung, in den Vietnamkrieg zu ziehen oder bei Martin Luther King die Sitzstreiks und die Aufmärsche gegen die Unterdrückung von Schwarzen. Andere führen auch die Sachbeschädigung als zivilen Ungehorsam an. Der Vandalismus gegen Objekte ist zugleich die stärkste Referenz der postvandalischen Kunst. Gesichert ist hier die Inspiration, besonders die ästhetische Inspiration der Straße: Graffiti, Eddingmarkierungen, Unfälle mit Sachschaden, Protestzubehör, Straßensperren, zerstörte Oberflächen und Wut.

So übersetzte auch Kader Attia die Aufstände des arabischen Frühlings in eine raumgreifende Installation. [01] Anfang 2011 begannen im Nahen Osten die Menschen gegen arabische Diktaturen auf die Straße zu gehen. Im ägyptischen Museum in Kairo plünderten einige den Ticketschalter und ein Schmuckgeschäft. Die zerschlagenen Vitrinen stellte das Museum später selbst wieder aus, um an die Hoffnung der Aufstände zu gedenken. Attia verwendet ähnliche Vitrinen und zerschlägt sie bei jedem Ausstellungsaufbau von Neuem. Seine Arbeit Arab Spring (2014) ist eng an das Geschehen in Kairo angelehnt und fragt nach der Verletzlichkeit von Aufständen, Hoffnungen und Träumen.

Ein anderer, nicht-politischer…

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