Berlin
Tong Kunniao
Wiltopia
HUA International Gallery 24.11.2022–04.02.2023
von Heinz-Norbert Jocks
Er sieht sich, wie sein Name verrät, als ein Vogel. Und so hat er sich in seinem am Rome Lake in Peking gelegenen Atelier, das zum Bersten voll ist mit Werkzeugen, Farben, Dekorativem und Witzigem, wie Ikarus kinetische Skulpturen gebaut. Sie dienen ihm als Prothesen, deren Flügel ihm helfen, sich seinen Traum vom Selbstfliegen wahrzulügen. Demgemäß hat Tong, so sein Nachname, seinen Vornamen zu Kunniao variiert, was übersetzt Kun-Vogel heißt. 1990 in Changsha, Hunan geboren, ist er einer der aufregendsten, ja interessantesten Künstler seiner Generation, der an der Central Academy of Fine Arts studierte. Im letzten Jahr verbrachte er drei Monate in Deutschland. Zunächst in Düsseldorf, wohin er zur Eröffnung seiner zweiten Ausstellung in der Setareh Gallery reiste. Dann in Köln, wo er auf der Art Cologne von der HUA International Gallery präsentiert wurde. Dort performte er zu zweit mit und in einem selbstgebastelten, mit Spikes versehenen Autoreifen derart, dass die durch die von der Politik während der Pandemie verhängte Immobilität ausgelöste, geographische wie mentale Enge und die bei deren körperlichen Erleben ausgelösten Tropismen metaphorisch erfahrbar wurden. Und schließlich in Berlin, um vor Ort in einem temporären Atelier ein Werkensemble für seine Schau „Wiltopia“ zu fabrizieren, welche die ganze Bandbreite seiner surreal angehauchten Kunst vor Augen führt, darunter auch der schwarze Reifen mit Hühnereiern, der als Reliquie der Erinnerung an seine Kölner Aktion erinnert.
Wo immer Tong sich aufhält, es führt kein Weg an den Flohmärkten vorbei. Auf diesen klaubt er sich das…