Post-Vandalismus
Eine Ästhetik der Straße
herausgegeben von Larissa Kikol
Protest und Widerstand in Form von Demonstrationen, Sachbeschädigung und Graffiti – aktuell sieht man solche Bilder wieder verstärkt in den Medien oder direkt auf der Straße. Auch die Kunst wird davon beeinflusst und das nicht erst seit heute. Postvandalismus ist ein Begriff, der keine explizit ‚neue‘ Kunstrichtung benennt, aber trotzdem längst überfällig war. Denn sowohl zeitgenössische Künstler*innen, als auch die der Nachkriegszeit, sowohl legale als auch illegale Werke lassen sich diesem Begriff zuschreiben. Bekannt gemacht wurde der Begriff in den letzten Jahren durch den gleichnamigen Instagram Account post_vandalism, der von dem irischen Künstler und Kurator Stephen Burke betrieben wird. Dieser Themenband wurde von post_vandalism inspiriert und entstand durch den gemeinsamen Austausch. Er ist gleichzeitig eine Vertiefung und ein Weiterdenken des Begriffs. Es handelt sich dabei jedoch nicht um ein Social-Media-Phänomen.
Entsprechende Werke existierten schon lange vor dem Internet, und auch die Werke der Gegenwart entstanden im gegenteiligen Kontext: dem Leben, das sich auf der Straße abspielt. Es geht um Kunstwerke, die diese Straßenaura noch in sich tragen, die von Vandalismus, genauer gesagt von Graffiti, Sachbeschädigung, Protest, illegaler Aktionskunst und vom vandalischen Flair inspiriert sind. Stephen Burke mischt auf seinem Account Künstler*innen mit und ohne Graffiti-Background, wie Katharina Grosse, David, Ostrowski, Nug, Revok oder Saeio. Andernorts wird meistens stark zwischen ,legaler Atelierkunst‘ und ‚Subkultur‘ getrennt. Postvandalismus fragt erst einmal nicht nach der Herkunft, sondern nach ästhetischen Parallelen, die besonders in den Bereichen Malerei, Bildhauerei und Readymade auftauchen. So stehen ästhetische Qualitäten im Vordergrund, aber natürlich…