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Ausstellungen: Tübingen · von Hans-Dieter Fronz · S. 264 - 265
Ausstellungen: Tübingen ,

Tübingen
SISTERS & BROTHERS

500 Jahre Geschwister in der Kunst
Kunsthalle Tübingen 19.11.2022–16.04.2023

von Hans-Dieter Fronz

„Mutter!“ lautete der Titel einer Themenschau der Kunsthalle Mannheim im Herbst und Winter 2021. Es ging um das Verhältnis von Mutter und Kind im Spiegel der Kunst, in all seinen Facetten. Schillernd ließ die Überschrift denn auch offen, wie der Ausruf zu verstehen war: als bloße Anrede? Flehentliche Anrufung? Verbale Geste der Zurechtweisung? Etwas von allem wohl schwang in der Überschrift mit.

Wenige Wochen nach Ablauf der Ausstellung eröffnete das Museum für Neue Kunst in Freiburg eine Schau um Eltern-Kind-Beziehungen. Zurzeit widmet sich die Kunsthalle Tübingen den „Sisters & Brothers“. Und das Kunstmuseum Ravensburg setzt den Reigen von Familienaus- und aufstellungen im Sommer mit der Präsentation „(Wahl)-Familie“ fort. Wann, die Frage drängt sich auf, begehrt „Papa ante portas“ als Titelheld Einlass in ein Museum oder eine Kunsthalle?

Familienbeziehungen sind zurzeit ein beliebtes Thema in der Kunst – wie in den Medien. Ende 2021 erschien im „Spiegel“ eine Titelstory über die, um wertende Begriffe zu vermeiden, facettenreiche Beziehung zwischen Geschwistern. „Gezwister“: Schon das Wortspiel im Titel war ein Statement. Nicht zufällig erschien der Artikel kurz vor Weihnachten, dem Fest der Liebe und der Familie.

Vielleicht sind Zwistigkeiten tatsächlich ein wesentlicher Bestandteil von Geschwisterbeziehungen – man denke an das literarische Thema der feindlichen Brüder seit Kain und Abel. Und womöglich ist das derzeitige Interesse für Geschwisterbeziehungen Teil des gesellschaftlich-analytischen Kehraus traditioneller Familienformen im Zuge eines gegenwärtig sich vollziehenden Wandels. Unvermindert ist die Patchworkfamilie auf dem Vormarsch, und die Politik zeigt Neigung, jede…

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von Hans-Dieter Fronz

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