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Titel: Post-Vandalismus — Eine Ästhetik der Straße - III Zwischen Legalität und Illegalität · von Tobias Morawski · S. 118 - 131
Titel: Post-Vandalismus — Eine Ästhetik der Straße - III Zwischen Legalität und Illegalität ,
Titel: Post-Vandalismus — Eine Ästhetik der Straße - III Zwischen Legalität und Illegalität

Das Kollektiv ist die Kunst

Interventionen für ein Recht auf Stadt
von Tobias Morawski

Von der Straße in die Galerie, vom Urban-Art-Museum zum ausgerufenen „Death of Graffiti“, von der Revolte zum Postvandalismus – das Verhältnis von urbanen Kunstbewegungen wie z. B. Urban Art und Graffiti zu staatlichen oder kommerziellen Institutionen ist naturgegeben schwierig. Und das ist gut so, denn darin liegt ihre Qualität. Das Interessante an ihnen ist gerade, dass sie außerhalb von diesen Institutionen existieren oder im Konflikt mit ihnen stehen. Dass sie bestehende Machtstrukturen in Frage stellen, Widerspruch gegen das Bestehende oder auch andere gesellschaftliche Realitäten sichtbar machen.

Selbstermächtigte Eingriffe wie z. B. Urban Art und Graffiti legen eine Textur über den Stadtraum, verändern seine Wahrnehmung und laden dazu ein, seine Nutzung zu verändern. Sie haben das Potential, Aufmerksamkeit auf Themen zu lenken, die nicht wahrgenommen werden oder gesehen werden sollen. Gesellschaftlich Marginalisierte, denen aufgrund ihrer sozialen Stellung die Möglichkeit fehlt, gesehen zu werden, können auf diese Weise ermächtigt werden. Urbane Kunst kann im Spiel Dinge, die sonst verborgen bleiben, sichtbar machen, um sie besser verhandeln zu können. Sie ist ein Spiegelbild gesellschaftlicher Auseinandersetzungen. Sie ist ein symbolischer Ausbruch aus herrschenden Verhältnissen oder im besten Fall Vorschein einer emanzipatorischen urbanen Gesellschaft. Gleichzeitig läuft sie schnell Gefahr soziale Konflikte zu verschleiern, die Machtverhältnisse zu reproduzieren und aufrecht zu erhalten, z. B. wenn sie lediglich zur Aufhübschung des öffentlichen Raums dient.

Leider werden Urban Art und Graffiti oft auf die formalen gestalterischen Techniken reduziert. Und regelmäßig mit kitschigen dekorativen Grafiken oder Auftragsmalereien verwechselt, die…

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