Ludwigshafen am Rhein
Street Life
Die Straße in der Kunst von Kirchner bis Streuli
Wilhelm-Hack-Museum 19.11.2022–05.03.2023
von Michael Hübl
Beatles oder Stones? Das galt in den späten 1960ern, als Beat und Blues, Rock und Soul mehr und mehr zum Motor der Jugendkultur wurden, als Frage der Haltung. Wer die Beatles bevorzugte, hatte eher ein Faible für Stimmungsnuancen und ästhetische Experimentierfreude, während Stones-Anhänger auf ruppige Direktheit mit erotisch-revolutionären Untertönen bauten. Zwei Songs verdeutlichen diesen Gegensatz: dem melancholisch-elegischen Titel „The Long and Winding Road“, den die Beatles 1970 herausbrachten, und dem zwei Jahre zuvor veröffentlichten, aggressiv auftrumpfenden „Street Fighting Man“ der Rolling Stones. Beide haben als Bezugsgröße die Straße, die spätestens mit dem (1951 verfassten, aber erst ab 1957 als Buch erhältlichen) Roman „On the Road“ von Jack Kerouac zum Leitmotiv eines US-amerikanischen jugendlichen und anti-bürgerlichen Lebensstils geworden war.
Wie sehr der Autor das Unterwegssein verinnerlicht hatte, wie stark seine Fahrten über Land sein Schreiben prägten, wird selbst an einem kleinen Text wie dem Vorwort zu Robert Franks Bildband „The Americans“ (1959) deutlich. Kerouac beginnt es mit einem audiovisuellen Bild: „…when the sun is hot on the street and music comes out of the jukebox…“. Die Verbindung aus Natur (glühende Sonne) und technisierter Moderne (Straße, Jukebox) muss damals eine eigenartige Faszination erzeugt haben.
Durch geschickte Gegenüberstellung ist es gelungen, etwas von dieser Stimmung im Ludwig-Hack-Museum Ludwigshafen zu vermitteln, das mit seiner Ausstellung „Street Life“ die Bedeutung der Straße für die Kunst vom frühen 20. Jahrhunderts bis heute reflektiert. Da trifft man in unmittelbarer Nachbarschaft zu Ed Ruschas…