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Gespräche mit Künstler*innen · von Michael Hübl · S. 196 - 207
Gespräche mit Künstler*innen ,

Torben Ebbesen

Das Hirn als Landschaft und Black Box
Ein Porträt von Michael Hübl

Wildschweine am Wannsee, Waschbären im Wedding: alles möglich. Die fortschreitende Zivilisation hat Großstädte wie Berlin zu einem beliebten Terrain für Wildtiere gemacht. Leicht vorstellbar, dass sie bei ihren nächtlichen Streifzügen auf Kunst im öffentlichen Raum stoßen. Torben Ebbesen hat eine solche Begegnung mit seiner Arbeit „Fuchs schaut Skulptur an“ (1994, Polizeidirektion Tuttlingen) prototypisch inszeniert. Eine irritierende Situation, geeignet, Fragen zu provozieren wie etwa: Was denkt das Tier angesichts eines massigen Bronzeobjekts, das für die menschliche Wahrnehmung wie ein stilisierter Baumstamm aussieht, aber auch an ein Kanonenrohr oder Teleskop erinnert? Unterscheiden Tiere möglicherweise zwischen Kunstwerken und der übrigen Realität? Und weiter gefasst: Wie steht es im Zeitalter gentechnologischer Modellierbarkeit um das Verhältnis von Natur und Kunst? Fragen, die über gängige Denkschemata hinausreichen, Fragen, die auf den ersten Blick absurd wirken mögen und in völlig offene Reflexionskategorien vorstoßen, – solche Fragen sind die treibenden Kräfte hinter dem Werk von Torben Ebbesen.

Ebbesen umkreist das Wesen der menschlichen Existenz, blickt auf deren biologische Seite, indem er der Tierwelt vielfach seine Reverenz erweist.

„Between Yes and No“ nannte der dänische Künstler eine Ausstellung, die ihm das Kunstzentrum Simian in Ørestad widmete, in Kopenhagens jüngstem Stadtteil, der im Zusammenhang mit dem Bau der Brücke über den Øresund entstand.1 Der Titel nimmt Bezug auf eine gleichnamige Arbeit aus dem Jahr 1978 und passt insofern zu einer Werkschau, die mit 57 Arbeiten durch fünf Jahrzehnte künstlerischer Praxis führt. Ursprünglich von einem Gedicht des russischen Autors Jewgeni…

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