Berlin
Monica Bonvicini
I Do You
Neue Nationalgalerie 25.11.2022–30.04.2023
von Claudia Wahjudi
Mit Spannung ist diese Ausstellung erwartet worden, zumindest in Berlin. Im Sommer 2021 wurde die Neue Nationalgalerie nach der Sanierung durch David Chipperfield wiedereröffnet, die Sammlungspräsentation im Untergeschoss neu geordnet (siehe Kunstforum International Band 277). Seitdem hat es in dem gläsernen Obergeschoss erst zwei große Einzelschauen gegeben, von Alexander Calder und von Barbara Kruger aus den USA.
Doch jetzt stellt eine zugezogene Tochter der Stadt aus: Monica Bonvicini, die im wiedervereinten Berlin ihre ersten Erfolge hatte, 2005 den Preis der Nationalgalerie gewann, und, nach einer Professur in Wien, in Berlin lehrt. Vor allem aber stellt eine Bildhauerin aus, die für feministische Kritik an der in Architektur manifestierten männlichen Macht bekannt ist. Mit ihrer Arbeit „I Believe in the Skin of Things as in that of Women“, die den Machismo von Stararchitekten thematisiert, gewann sie den Goldenen Löwen der 48. Biennale ihrer Geburtsstadt Venedig. Nun bespielt sie gleichsam die Höhle von Löwen. Die Neue Nationalgalerie wurde von Ludwig Mies van der Rohe erbaut. Direkt daneben klafft die Baugrube für Herzog & de Meurons umstrittenes Museum des 20. Jahrhunderts. Und ringsum erheben sich Stülers wiedererrichtete Matthäuskirche, Hans Scharouns Philharmonie und Staatsbibliothek sowie Gebäude von Stirling / Wilford, Renzo Piano und Hans Kollhoff.
Die Ausstellung übertrifft die Erwartungen an sie – gerade, weil Bonvicini sie unterläuft. „I do You“ (in etwa „Ich mach’ dich“), kuratiert von Joachim Jäger und Irina Hiebert Grun, ist weder eine Retrospektive der 1965 geborenen Künstlerin noch der Versuch, mit der Architektur…