Berlin
Boros Collection #4
Die Gegenwart der Körperbilder
Boros Bunker in der Reinhardtstraße 01.05.2022– vsl. bis 2026
von Ronald Berg
Die Kunstwerke von Anna Uddenberg sehen provozierend aus – und sollen es wahrscheinlich auch sein. Die mannequinhaften Frauenkörper in übertriebenen Verrenkungen schaffen es – den Kopf zwischen den Beinen und das Handy mittels Stick über dem Hintern – etwas zu fotografierenden, was der Skulptur wohl den Titel „Pussy Padding“ gegeben hat. Angetan sind die Frauenkörper mit seltsam eklektizistischer Bekleidung, changierend zwischen Reizwäsche und Trash-Look, so dass nicht ganz sicher ist, ob es eigentlich um den Körper geht oder um die stoffliche Akzentuierung seiner Reize bis hin zur Obszönität. Uddenbergs aus Körperabgüssen zusammengefügten Skulpturen haben zweifellos etwas Irritierendes.
Genau das aber ist das Kriterium, nachdem das Sammlerpaar Karen und Christian Boros Kunstwerke sammelt – und ausstellt: Kunst soll „… irritieren, ärgern und ihnen ihre eigenen Grenzen bewusst machen“, erfährt man aus dem Katalog zur aktuellen Auswahl aus ihrer Sammlung.
Anna Uddenberg gehört zur inzwischen vierten Ausstellung der Boros Collection. 2008 begann das Sammlerehepaar seine Privatsammlung öffentlich zumachen. Der Ort für die museumsreife Ausstellung ist aktuell wieder der Reichsbahnbunker nahe dem Bahnhof Friedrichstraße. Der Betonkoloss von 1942 mit seinen meterdicken Wänden sollte ursprünglich 1.200 Menschen bei Luftangriffen schützen. Gegen Ende des Krieges barg der Bunker 4.000 Menschen auf fünf Etagen.
Die Aura des Ortes, genehmigungstechnisch heute definiert als die Kellergeschosse für das modernistische Penthaus der Boros’ auf dem Dach, spielt bei der Präsentation der Kunst immer mit. Auch nach dem Umbau (2004 / 7), beim dem eine ganze…
